Ana Mendieta - Selected Works

 

 

20. Juli – 6. Oktober 02

 

Im Rahmen der Ausstellungen von Künstlern vorangegangener Generationen, die für die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst maßgeblich waren, präsentieren die KW Institute for Contemporary Art vom 21. Juli bis zum 6. Oktober 2002 eine Ausstellung mit frühen Arbeiten der kubanischen Performance und Body Art Pionierin Ana Mendieta. Ana Mendieta - Selected Works umfasst 24 Fotografien sowie 2 Diainstallation zu fünf frühen Performance- und Portraitserien, die Mendieta zwischen 1972 und 1973, d.h. teilweise schon während ihres Studiums an der University of Iowa, realisierte. Die Arbeiten unterstreichen wie sehr die Künstlerin nicht nur die Entwicklung der Performance und Body Art, sondern auch zeitgenössische Künstler wie Marina Abramovic oder Cindy Sherman beeinflußt hat.

Ana Mendieta (*1948, Cuba, † 1985, New York) wechselte 1971 zu der legendären Multi-Media Klasse der Universität Iowa. Als Studentin war sie von den führenden Performance und Body Art Künstlern ihrer Zeit beeinflusst, u.a. von Bruce Naumann, Robert Smithson, Robert Wilson, Dennis Oppenheim und Vito Acconci. Viele von ihnen unterrichteten an der Universität als Dozenten für Multi-Media Art oder wurden dort ausgiebig diskutiert. In diesem freien und für Experimente offenen Umfeld realisierte Mendieta ihre ersten Performances mit dem eigenem Körper.

Die frühesten Beispiele dieser Body Works werden in der Ausstellung durch die beiden Arbeiten Facial Cosmetic Variations (Wig and Make Up) und Facial Cosmetic Variations (Wig and Stocking), realisiert im Januar und Februar 1972, repräsentiert. In beiden Arbeiten veränderte Mendieta ihre Erscheinung mit Hilfe von Perücken und Make-up, inklusive ihrer Hautfarbe. Die chamäleonartige Veränderung ihres Charakters antizipiert die Auseinandersetzung vieler Künstler mit der Frage der Identität. In der Arbeit Glass on Body Imprints (Winter 1972) erweiterte Mendieta ihre Experimente mit der Verzerrung und Skulpturalität des eigenen Körpers. In den beiden Serien presste sie Glasquadrate gegen Gesicht und Körper, wodurch sie ihre eigenen Züge entstellte. Der Abdruck ihres Körpers auf dem Glas nimmt ihre berühmten silueta Arbeiten (1973-80) vorweg.

Als Antwort auf die Vergewaltigung und den Mord einer Kommilitonin, schuf Mendieta 1973 die Performance Rape/Murder, in der sie die Zuschauer in ihrer eigenen Wohnung mit ihrem halbnackten, über den Tisch gebeugten und blutverschmierten Körper konfrontierte.

Ihr bewegungsloses Verharren steigerte das Unbehagen der Zuschauer, die im Ungewissen blieben, ob sie das blutige Nachspiel eines Verbrechens oder eine Performance sahen. Wie viele Künstler ihrer Zeit interessierte Mendieta die direkte Einbindung der Zuschauer in das Kunstwerk. Eine weiteres Beispiel von Mendietas Rape/Murder Arbeiten ist die Aktion People Looking at Blood (Moffit Street) von 1973, in der sie Passanten fotografierte, die an einem rätselhaften Blutfleck auf der Straße vorbeikamen. Eine Diainstallation in der Ausstellung zeigt die Indifferenz bzw. Furcht der Passanten.

In den 70er Jahren entfernte sich Mendieta von der direkten Performance und schuf eine Reihe von Landschaftsarbeiten, die sie siluetas oder Silhouetten betitelte. Für die silueta-Serie - sicherlich die umfassendste und fruchtbarste Gruppe von Arbeiten ihrer Karriere - benutzte Mendieta natürliche Materialien wie Feuer, um eine weibliche Figur in der Natur zu formen. In vielen dieser Arbeiten füllen rituelle Praktiken die Fotografien mit Kraft und Spiritualität. Die Vermischung von kulturellen Bedeutungen und Mendietas Fähigkeit, eine Idee von Transzendenz und Ritual zu kommunizieren, gehören zu den Besonderheiten, die die Künstlerin unter den anderen Body and Performance Künstlern ihrer Zeit hervorhebt. Ihre drastischen Darstellungen von kriminellen und den Körper verletzenden Handlungen in einer unklaren Repräsentationsebene zwischen Dokumentation und Inszenierung machen sie ausserdem zu einer Vorreiterin der politisch-gesellschaftlich engagierten, sich oft in Performance ausdrückenden, jüngeren Künstlergeneration aus Mittel- und Südamerika. Zusammen mit der Ausstellung Francis Alÿs - Alejandro González Iñárritu - Politics of Rehearsal bereitet Ana Mendieta - Selected Works vor auf Mexico City: An Exhibition about the Exchange Rates of Bodies and Values, eine großangelegte Übersicht zeitgenössischer Kunst aus Mexico, die die KW vom 22. September bis Januar 2003 präsentieren.

Ana Mendieta - Selected Works wurde ermöglicht dank der Unterstützung der Galerie Lelong, New York, der Sammlung Springmeier und der Sammlung Gordts-Vanthournout.