Anri Sala
Nocturne

 

 

28. November – 13. Januar 02

 

Als Teil des künstlerischen Begleitprogrammes der Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944 zeigen die KW Institute for Contemporary Art, vom 28. November 2001 bis zum 13. Januar 2002 im 4.OG die Videoarbeit Nocturne des jungen albanischen Künstlers Anri Sala.

Nocturne, ein 1999 in Lille auf 16mm gedrehter Film, ist das Portrait zweier Männer, ihrer Lebensgeschichten und Erfahrungen. Die beiden Männer kennen sich nicht und sind sich nie begegnet. Im Film allerdings werden ihre beiden ungleichen Biographien so gegenübergestellt, dass Gemeinsamkeiten und Parallelen erahnbar werden. Denis, ein junger französischer Söldner, der vor kurzem vom Balkan zurückgekehrt ist, spricht mit alarmierender Offenheit von seinem brutalen Training und späteren Rolle als Meuchelmörder, von dem erwartet wurde, militärische Schlüsselziele auszuspähen und zu eliminieren. Jacques, der Inhaber eines tropischen Aquariums und fanatischer Sammler von Fischen, spricht über die raue Wirklichkeit seines autistische Züge tragenden Lebens zwischen unzähligen Fischen und Aquarien und von den alltäglichen Zwängen seiner freiwillig/unfreiwilligen Obsession. Durch den Wechsel von einem Protagonisten zum anderen verdeutlicht der Film parallele Erfahrungen, wie zum Beispiel den Druck des sozialen Umfeldes und die Einsamkeit, und verbindet somit zwei Leben, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.

Anri Sala (*1974, Tirana) hat in den letzten Jahren mit Arbeiten wie Intervista (1998), Nocturne (1999) oder Uomodomo (2001) internationale Aufmerksamkeit erlangt. Seine überwiegend filmischen Arbeiten zeichnen sich durch eine direkte, dokumentarische Annäherung an die meist biographischen Geschichten seiner Charaktere aus. In ausführlichen Dialogen werden die ProtagonistInnen zu repräsentativen Fallstudien, in denen versteckte Bedeutungen und kulturelle Zusammenhänge und Zwänge erkennbar werden. Das dokumentarische Potential der Medien Film, Video und Fotografie nutzend, schafft Sala detaillierte Skizzen von Menschen in ihren geographischen, zeitgeschichtlichen, sozialen und politischen Kontexten.