Ghosts of Eden:
Die Filme von Gabriel Abrantes

 
Mit einer Einführung von Margarida Mendes

 

4. Mai 13

 

Gabriel Abrantes und Daniel Schmidt, History Of Mutual Respect, 2010, Still von 16mm Film, Image Courtesy Mutual Respect Productions
Gabriel Abrantes und Daniel Schmidt, History Of Mutual Respect, 2010, Still von 16mm Film, Image Courtesy Mutual Respect Productions

 

Ein Filmabend mit Ὄρνιθες (Orinthes), Visionary Iraq (Co-Regisseur Benjamin Crotty), und A History of Mutual Respect (Co-Regisseur Daniel Schmidt) eingeführt von Margarida Mendes.

Gabriel Abrantes Filme bewegen sich zwischen der Bildsprache einer homosexuellen „camp"-Bewegung und sexuell gestörter, pubertärer Narrationen innerhalb tropischer Settings. Ihnen wohnt die Geste postkolonialen Punks inne.

Seine Filme, die oftmals in Zusammenarbeit mit den Filmemachern Benjamin Crotty und Daniel Schmidt entstehen, haben das portugiesische Kino in den letzten Jahren durch ihre scharfsinnigen, humorvollen Drehbücher voller nihilistischer Spannung und lebendiger Ästhetik aufgerüttelt. Dabei verwendet Abrantes als wiederkehrende, wichtige Stilmittel in den Filmen Laiendarsteller, Synchronisation und Montage, und beweist so die Wirksamkeit und den Scharfsinnigkeit des sogenannten „pop cinemas".

Abrantes' Kino verhandelt Sujets einer emotional dystopischen Zukunft, die von den Geistern der postkolonialen Vergangenheit heimgesucht werden. Dabei beweget es sich weg von der Thematik der Institutionskritik und hin zu einer Auseinandersetzungen mit den herrschenden Systemen globaler Macht.

Orinthes (2012) ist eine Satire über tote Sprachen, Totalitarismus und Kolonisation, die in den tropischen Landschaften Haitis gedreht wurde. Der Film nimmt seinen Anfang in einer Inszenierung von Aristophanes' "Vögel" auf der originalen Bühne in Griechenland: Auf der Suche nach einer neuen Stadt entscheiden sich zwei Männer, die aus Athen fliehen, um der Steuerpflicht zu entkommen, das Reich der Vögel (den Himmel) – das bis dato „frei" war – zu kolonialisieren und neu zu organisieren. Die Männer sind in ihrer Übernahme erfolgreich und beginnen sowohl Göttern als auch Menschen Steuern abzuverlangen, während der Himmel als Durchgangsort zwischen beiden Gruppen etabliert wird.
Sprache: griechisch/französisch, englische Untertitel.

Visionary Iraq (2008) entstand in Zusammenarbeit mit Benjamin Crotty und ist ein Film über einen portugiesischen Jungen und dessen angolanische Adoptivschwester, die zur Operation "Iraqi Freedom" aufbrechen. Auf ihrer Vernissage/Abschiedsparty, erkennt ihre Mutter, dass die beiden eine geheime Liebesbeziehung verbindet. Unterdessen stellt sich heraus, dass ihr Vater Profit aus Infrastrukturinvestition in Entwicklungsländern schlägt, was die Geschwister vor ein moralisches Dilemma stellt.
Sprache: englisch.

A History of Mutual Respect (2010) ist einer der bekanntesten Filme von Gabriel Abrantes. Er entstand in Zusammenarbeit mit Daniel Schmidt und wurde auf dem Filmfestival in Locarno mit einem Goldenen Leoparden ausgezeichnet. A History of Mutual Respect ist eine minimalistische Satire über zwei existenzialistische Gefährten, die zu einer Sex-Tour durch Amazonien aufbrechen, um dort "echte, reine Liebe" zu finden, aber auf ihrer Suche vom Nihilismus und den geheimen Geistern kolonialer Exotik abgelenkt werden.
Sprache: portugiesisch, englische Untertitel.

(Gesamte Laufzeit: 58 min)

Margarida Mendes organisiert seit 2009 The Barber Shop im Projektraum in Lissabon.
The Barber Shop