Lost in Translation

 
Mit Daniel Tyradellis, Philosopher in Residence

 

29. August 13

 

Courtesy Andreas Pinkow
Courtesy Andreas Pinkow

 

Ist die Geschichte zu Ende? Hat die kapitalistische Demokratie gesiegt? Alexandre Kojève, dessen Vorlesungen eine ganze Generation von Denkerinnen und Denkern in Frankreich geprägt hat, war davon überzeugt – bis er nach Japan reiste. Dort kamen ihm Zweifel, und er verfasste eine lange Fußnote zu seiner Einführung in das Werk Hegels, die seine These vom Ende der Geschichte konterkarierte. Denn in Japan hatte er einen demokratischen Snobismus erkannt, der sich nicht ins System fügen ließ: Die Geburt der Posthistoire.

40 Jahre später produziert Sophia Coppola, so die Vermutung von Daniel Tyradellis, eine filmische Fußnote zur Fußnote: Lost in Translation (2003). Der 2004 als „Best Comedy" mit einem Golden Globe ausgezeichnete Film ist in Wahrheit die Wiederkehr einer Tragödie, vermutet Daniel Tyradellis, und fragt in seiner philosophisch-filmischen Analyse: Wer übersetzt hier wen in was – und was wird dabei verloren? Hatte der frühe Kojève doch Recht? Wer erklärt hier wem die Welt? Und was flüstert Bill Murray seiner Freundin Scarlett Johansson zum Abschied ins Ohr?

Daniel Tyradellis