Peter Fischli & David Weiss

 

 

7. Juli – 4. Oktober 01

 

Im Kontext der Ausstellungsreihe Bildarchive zeigen die KW Institute for Contemporary Art die Arbeit Sichtbare Welt (2000) der Schweizer Künstler Peter Fischli und David Weiss.

Die Arbeiten von Peter Fischli und David Weiss haben immer das Alltägliche, Banale und Wohlbekannnte zum Gegenstand, das sich unter ihrem Blick einer doppelten Verwandlung unterzieht: auf subtile Art und Weise nähern sie sich den Gegenständen und Situationen und verändern dabei aber eher unsere Vorstellung von den Gesehenen als den Gegenstand selbst. Die perfektionierte und entlarvende Banalität zwischen der Wahrheit der Abbildung und der Abbildung der „Wahrheit" legt auf ironische und humorvolle Weise die Verbindung zwischen Alltag und alltäglichem Abgrund frei.

In der raumfüllenden Installation Sichtbare Welt scheint es, als gäben Peter Fischli und David Weiss eine grossangelegte Übersicht der ganzen Welt und Wirklichkeit. 2800 großformatige Dias sind auf einem 22 Meter langen Leuchttisch ausgebreitet und dokumentieren, was den Künstlern in den vergangenen Dekaden auf Reisen und in der heimatlichen Umgebung vor die Kamera kam. Auf den ersten Blick erinnern die Abbildungen an Reisebroschüren oder eigene Urlaubsfotos. Ansichten von Städten, Landschaften und Sehenswürdigkeiten, wie z. B. Stonehenge, die Pyramiden, Rio de Janeiro und das Matterhorn, wechseln mit Fotografien von Nebensächlichkeiten. Stadt und Land werden mit einander verbunden, das Lokale steht gleichwertig neben dem Globalen, Berühmtes neben Gewöhnlichem. Peter Fischli und David Weiss greifen den Gestus des Urlaubsfotos auf und suchen ihrerseits nach dessen Perfektion, nach dem perfekten, gewöhnlichsten Standpunkt.

Der enzyklopädischen Charakter der Arbeit suggeriert eine Übersicht über die Wirklichkeit. Nur zögernd nimmt man zur Kenntnis, dass es eine Pseudo-Übersicht ist, die nichts mit dem Leben oder der Wirklichkeit zu tun hat: Die Welt ist zu komplex, zu sehr im stetigen Wandel, als dass es eine Übersicht geben könnte. Ebensowenig ist es möglich, eine repräsentative Auswahl zu treffen, gerade weil die Übersicht fehlt. Die Auswahl ist somit willkürlich, abhängig von den persönlichen Präferenzen oder Auswahlkriterien ihrer Schöpfer, und offenbart somit die Willkür und Limitation von Ordnungssystemen und Archiven jeglicher Art.

„Sichtbare Welt ist auch ein äusserst präziser Titel: Was Fischli und Weiss zeigen sind ganz neutrale (und gerade in ihrer Neutralität brisante) Ansichten davon, was ihnen vor Augen kam. Ihr Blick zeigt die Oberfläche dessen, was es zu sehen gibt - was dahinter steckt, die „unsichtbare Welt" bleibt offen, offen für die Interpretation und Gedanken des Betrachters." (Simon Maurer, Tagesanzeiger Zürich)

Vor Berlin wurde die Installation Sichtbare Welt schon in Barcelona (Museu d'Art Contemporani), Basel (Museum für Gegenwartskunst) und Porto (Museu de Arte Contemporanea) gezeigt. Das gleichnamige Video wurde während der Dokumenta X in seiner vollen Länge von 8 Stunden im Fernsehkanal „Arte" präsentiert.

Wir danken der Galerie Hauser & Wirth & Presenhuber, Zürich; der Sammlung Hauser & Wirth, St. Gallen. Besonderer Dank geht an Eva Presenhuber.