W. J. T. Mitchell: "Idolatry: Nietzsche, Blake, Poussin"

 

 

6. Mai 10

 

 

W. J. T. Mitchell
Idolatry: Nietzsche, Blake, Poussin
06.05.2010, 20 Uhr

In seinem Vortrag in den KW Institute for Contemporary Art untersucht W. J. T. Mitchell die Wiederkehr der Idolatrie und ihres „bösen Zwillings“ – dem Ikonoklasmus – in der zeitgenössischen globalen politischen Kultur sowie ihre Tendenz, Kriege religiös als manichäische Kämpfe zwischen Gut und Böse zu verstehen.
Zunächst werden die Umwertungen des Idolatrie-Ikonoklasmus-Komplexes in der Philosophie Nietzsches (Götzen-Dämmerung und Also sprach Zarathustra) und den Gemälden William Blakes behandelt, um so eine Art Re-Lektüre von Nicholas Poussins klassischen „Idolatrie-Szenen“ in den Gemälden Der Tanz um das goldene Kalb und Die Pest von Ashdod vorzunehmen. Diese neue Lesart soll der allgemeinen Sicht auf Poussin als konventionellem Moralapostel entgegenwirken, dessen Bilder den brutalen Ikonoklasmus des Zweiten Gebots befürworteten, und ihn (wie in Blakes Beschreibung von John Milton) als einen „wahren Dichter und Parteigänger des Teufels“ zeigen.
Mitchell beschließt seinen Vortrag mit zeitgenössischen Szenarien ethnischer Säuberungsaktionen im Krieg um die Besitztumsverhältnisse des „Heiligen Landes“ Israel-Palästina.

Moderiert wird der Vortrag von Jan Soeffner (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin).

William John Thomas Mitchell ist Professor für Englisch und Kunstgeschichte an der University of Chicago und seit 1978 Herausgeber der Zeitschrift Critical Inquiry. Er ist eine der wichtigsten Stimmen in der Diskussion um Wesen und Funktion von Bildern, und seine Bücher zählen zu den Standardwerken der aktuellen Bildwissenschaft. 1992 prägte Mitchell den Begriff des „pictorial turn“, der die auffällige Wende hin zu einem Denken in Bildern in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft beschreibt.

Publikationen (Auswahl):
Bildtheorie (Frankfurt am Main 2008, Orig. Picture Theory 1994), Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur (München 2008), The late Derrida (Hg. Critical Inquiry 33:2 2007), What Do Pictures Want? (Chicago 2005), The Last Dinosaur Book: The Life and Times of a Cultural Icon (Chicago 1998).

Der Vortrag findet aus Anlass der Inauguration von W. J. T. Mitchell als Honorary Member des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) statt und ist eine Kooperation der KW Institute for Contemporary Art mit dem ZfL und der Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, Humboldt-Universität zu Berlin.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Eintritt frei.