Beatriz González
Auras anónimas (Anonymous Auras), 2009/2018

 
<p>Beatriz González,<em> Auras anónimas (Anonymous Auras)</em>, 2009/2018, Hofeingang der KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2018, Foto: Frank Sperling</p>

Beatriz González, Auras anónimas (Anonymous Auras), 2009/2018, Hofeingang der KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2018, Foto: Frank Sperling

 

„Kunst sagt Dinge, die Geschichte nicht auszudrücken vermag.“ Mit diesen Worten beschreibt die kolumbianische Künstlerin Beatriz González ihre Wandarbeit Auras anónimas (Anonyme Auren) aus dem Jahr 2009 auf dem Zentralfriedhof der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Für den historisch aufgeladenen Ort, der zunächst als Friedhof für Würdenträger, Präsidenten und wohlhabende Familien gedacht war, später jedoch als Begräbnisstätte für Tausende nicht identifizierter Leichen diente, entwarf die Künstlerin rund 9000 Wandtafeln, die den anonymen Toten eine schemenhafte Gestalt verleihen. Die silhouettenhafte Darstellung der Leichenträger ist ein wiederkehrendes Motiv in González’ Oeuvre und fußt auf der Auseinandersetzung der Künstlerin mit der Gewalt in ihrem Heimatland und dem fortwährenden, unerklärlichen Verschwinden zahlreicher Kolumbianer*innen. Mit Auras anónimas (Anonyme Auren) soll der kollektiven Geschichte gedacht werden, die in der offiziellen Geschichtsschreibung des Landes wenig Beachtung findet. Anlässlich der Ausstellung Retrospective 1965–2017 von Beatriz González in den KW 2018/19 wurde ein Teil der Fassade des Friedhofs in Bogotá in Form einer Wandarbeit nachgestaltet und im Durchgang der KW zwischen Eingangstor und Innenhof installiert.

 

Courtesy die Künstlerin und Casas Riegner, Bogotá