Jessica Ekomane
Antechamber

15.02.–04.05.25

„Mich auf den Hörsinn zu fokussieren, gerade im Unterschied zu vorwiegend visuellen Sprachen, ermöglicht mir, alternative Formen der Wahrnehmung zu erkunden.“ – Jessica Ekomane

Mit Antechamber präsentiert die in Berlin lebende Klangkünstlerin und Computermusikerin Jessica Ekomane (* 1989, FR) ihre neueste Klanginstallation, eigens beauftragt für das Dachgeschoss der KW. Mit dieser Arbeit setzt die Künstlerin ihre Untersuchung zur transformativen Kraft von Klang fort. Dabei verbindet sie ihre Forschung zu mathematischen Wissenssystemen mit elektronischen Kompositionspraktiken.

Das zentrale Klangstück in Antechamber, mit Hilfe einer Programmiersoftware errechnet und live abgespielt, wiederholt sich im Laufe des Tages mehrfach. Ekomane nutzt Rhythmus als Werkzeug, um Zeit zu interpretieren. Sie übersetzt Rhythmen – vom Sonnenzyklus über Computerprozesse bis hin zur musikalischen Notenschrift – in Klang.

Durch das Zusammenspiel von Geräuschen und rhythmischen Mustern hebt die Komposition die kathartische und körperliche Wirkung von Klängen hervor. Sie schafft damit eine Umgebung, in der Zeit sowohl zum akustischen als auch zum physischen Erlebnis wird. Die mehrkanalige Soundinstallation verwandelt das Dachgeschoss in einen Ort der spürbaren Hörerfahrung. Den Fenstern zugewandt, sind die Sitze so angeordnet, dass der Blick sowohl in den Raum als auch nach draußen schweifen kann und so ein Ort der Ruhe und des Nachdenkens entsteht. Ähnlich einem Vorraum oder Wartezimmer wird das Dachgeschoss zu einer Stätte des Übergangs, wo Zeit sich weitet, gleitet, pulsiert und vergeht. Durch den Klang lässt sich der Körper hier auf verschiedene Formen des Wissens ein und erlebt die Beziehung zwischen Rhythmus, Mathematik und Zeit.

Kuratorin: Emma Enderby
Assistenzkurator: Nikolas Brummer

KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2025. Video: Vincent Schaack.

Kuratorisches Interview

von Jessica Ekomane, Emma Enderby, Nikolas Brummer

KW Könntest du uns das Konzept von Antechamber darlegen? Worum geht es in der Installation?

JE Antechamber zeigt gleichzeitig erlebbare Formen von Zeit – wie sich Zeit als rhythmisches Ereignis entfaltet, wenn sie auf verschiedene Art und Weisen untergliedert wird. Architektonisch betrachtet sind Antechambers, also Vorräume oder Wartezimmer, Nicht-Orte, Räume des Wandels, wo der Akt des Wartens wesentlich für die Zeiterfahrung selbst ist. Mir gefällt die Vorstellung des Wartens als nicht-produktiver Zustand, aber auch als Zustand der Grenzerfahrung.

Biografie

Jessica Ekomane (* 1989 FR) ist eine in Frankreich geborene und in Berlin lebende Computermusikerin und Klangkünstlerin. Ihre erste LP Multivocal wurde 2019 über Important Records veröffentlicht und entstand aus einem Projekt für eine von Shu-Lea Chang und Matthew Füller kuratierte Schlafveranstaltung bei Ars Electronica. Seitdem präsentierte sie ihre Arbeit auf Festivals, bei Veranstaltungen, in zeitgenössischen Kunsträumen und Museen auf der ganzen Welt, darunter der Hamburger Bahnhof, Reina Sofia, Art Basel, Villa Massimo, CTM Festival, Cafe OTO und die Gedächtniskirche. Ihr Stück Manifolds wurde 2024 als Split-LP mit Laurel Halo bei Portraits GRM / Shelter Press veröffentlicht. Sie war eine der Fellows in Residence für den Villa Romana Preis 2023 in Florenz und erhielt im selben Jahr einen der beiden ZKM Giga-Hertz Produktionspreise. Sie ist Stipendiatin des Berliner Programms Künstlerische Forschung 2024/25.

Jessica Ekomane, Porträt, Foto: Camille Blake.

Begleitprogramm

Unterstützt von

Jessica Ekomane ist Stipendiatin des Berliner Programms Künstlerische Forschung 2024/25.