The Erotics of Infrastructure:
Indebted Vision
- 4. November 19, 19 Uhr
Ort: KW Studio, Vorderhaus, 1. Stock
In englischer Sprache
Öffentliches Gespräch als 3. Teil von Rachal Bradleys Programmreihe The Erotics of Infrastructure, die vom 29. Oktober – 8. November 19 in den KW stattfindet.
“The subjective achievements neoliberalism had promised (“everyone a shareholder, everyone an owner, everyone an entrepreneur”) have plunged us into the existential condition of the indebted man, at once responsible and guilty for his particular fate.”
– In: Maurizio Lazzarato, The Making of the Indebted Man, 2012, S. 60, Semiotext(e)
“Debt constitutes the ground for constructing citizenship and subjectivity. Given its ability to constitute our social body, via economies, how does this affect our sense of vision? Shot through our senses, desire drives perception. With Western culture’s primacy on vision how does the figure of the ‘indebted man’ intersect with accumulation’s salient organ, the eyeball? Could our vision be considered in indenture to a larger system of debt structured by bondage through legal arrangements and ‘life taxes’?”
– In: Rachal Bradley, Nottingham, November 2017
Ausgehend von persönlichem Referenz- und Recherchematerial diskutieren die Künstlerinnen Inka Meißner und Rachal Bradley die Idee einer „verschuldeten Vorstellungskraft“ („Indebted Vision“), deren zentrale Argumentation sich an Maurizio Lazzaratos The Making of the Indebted Man (2012) anlehnt, aber assoziativ auf den Kontext der visuellen Künste ausgeweitet wird. Wenn man davon ausgeht, dass die Schuldner-Gläubiger-Beziehung Individualität und Subjektivierung grundlegend beeinflusst und eine spezifische Moral lebenslanger Verschuldung produziert, so versuchen Meißner und Bradley im Gespräch Beispiele ausfindig zu machen, die zeigen, wie sowohl das (physische) Sehen als auch die Vorstellungskraft von dieser zeitlosen Bedingung geformt werden und fragen nach den Möglichkeiten innerhalb der visuellen Kunst, dies zu hinterfragen.
Inka Meißner ist Künstlerin und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeit manifestiert sich in verschiedenen künstlerischen und theoretischen Formaten sowie Kollaborationen. Aktuelle Projekte behandeln Fragen der Migration von Gewalt durch vermeintlich fiktive und reale Medien wie Literatur, Kunst, Zahlungsmittel und Menschen.
Rachal Bradley lebt in London. Ihre Arbeit untersucht infrastrukturelle und konstitutionelle Theorie über eine Strategie des Erotischen. Dieser Ansatz versucht zu überdenken, inwiefern der Körper Handlungsmacht innerhalb sozialer Organisationen erlangen kann.
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The Erotics of Infrastructure ist eine von der Künstlerin Rachal Bradley (*1979 in Blackpool, GB) gestaltete Programmreihe mit Workshops, Lesungen und Vorträgen, die vorschlägt, den Begriff der Infrastruktur – innerhalb der Kunst insbesondere, aber auch anderswo – unter dem Gesichtspunkt einer „Erotik“ im Sinne Audre Lordes zu diskutieren und dafür eine Diskussionsbasis erarbeitet. Wenn man Infrastruktur als oft ungreifbare Mitproduzentin von Konditionierungs- und Regelungsprozessen versteht, so wollen die einzelnen Formate ausloten, wo und wie sich das Erotische als Handlungsansatz anbietet, um innerhalb solcher Prozesse Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten und wiederzuerlangen.
“The principal horror of any system which defines the good in terms of profit rather than in terms of human need, or which defines human need to the exclusion of the psychic and emotional components of that need – the principal horror of such a system is that it robs our work of its erotic value and life appeal and fulfilment. “
– In: Audre Lorde, Uses of the Erotic: The Erotic as Power, Kore Press, 2012
Der diskursive Körper, der sich im Laufe der fünf Veranstaltungen entwickelt, stellt die Frage, inwiefern Lustbesetztes, diskursiv Belastetes oder allgegenwärtig Zirkulierendes unser Verständnis von Infrastruktur repositionieren kann; von einem neutralen zu einem verhandelbaren Rahmen, der unsere Wahrnehmung und unser Verhalten grundlegend konditioniert. Die Programmreihe schlägt vor, Infrastruktur in wechselseitiger Abhängigkeit mit den Menschen und den Dingen zu verstehen, die sie bewohnen. The Erotics of Infrastructure ist die Berlin-spezifische Weiterentwicklung eines fortlaufenden Projekts, das 2017 bei Gasworks in London begann.
The Erotics of Infrastructure wird von Kathrin Bentele kuratiert und ist Teil der Ausstellung The Making of Husbands: Christina Ramberg in Dialogue.