Jane und Louise Wilson

 

 

3. Februar – 18. Mai 02

 

 

Eröffnung: 02.02.2002, 17.00 - 21.00 Uhr

Ab 03. Februar präsentieren die KW Institute for Contemporary Art eine Ausstellung der britischen Schwestern Jane & Louise Wilson mit Arbeiten ihrer neuen Werkreihe über die russische Raumfahrt. Höhepunkt der Ausstellung sind die erstmals welt- bzw. europaweit gezeigten Videoinstallationen Proton, Unity, Energy, Blizzard und der Film Dream Time.

Jane und Louise Wilsons Arbeiten drehen sich oft um die Wirkung von verlassenen Gebäuden, durch deren Architektur die Präsenz und Ideologie ihrer ursprünglichen Nutzer nach wie vor spürbar wird. Die Gebäude sind Orte einer „Kalten Krieg" Vergangenheit, wie etwa das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen im ehemaligen Ost Berlin in der Arbeit Stasi City (realisiert 1997 im Rahmen ihres D.A.A.D Stipendiums). Durch ihr künstlerisch-archäologisches Verfahren, Architektur in komplexe räumliche Videoinstallationen umzusetzen, schaffen Jane & Louise Wilson beeindruckende Bilder einer radikalen Auseinandersetzung. Durch Gegenüberstellung, Parallelisierung, Synchronisation und Komposition werden die Filme zu imposanten Metaphern der Machtgesten und politischen Hintergründe, die die Architekturen geprägt haben.

Im Mittelpunkt der neuen Arbeit von Jane & Louise Wilson stehen die Zentren der russischen Raumfahrt. Die riesigen high-tech Hochburgen wie Star City nördlich von Moskau oder dem Kosmodrom in Baikonur stehen im krassen Gegensatz zu dem tristen Alltag des Sozialismus. Sie sind der architektonische Ausdruck von Macht, in dem die Träume der Supermacht im Traum von der Eroberung des Weltalls gipfelten. Die Zentren wirken wie Denkmäler einer verschwundenen, utopischen Zivilisation.

In der Installation Proton, Unity, Energy, Blizzard beschränken sich Jane & Louise Wilson auf die reine Untersuchung der Architektur. Proton, Unity, Energy, Blizzard zeigt das Kosmodrom von Baikonur im Süden Kasachstans. Das Areal hat ungefähr die Ausmasse Belgiens und ist das eigentliche Zentrum der russischen Raumfahrt. Von hier startete 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die drei Abschusszonen des Kosmodroms, die in dem Film vorkommen. Proton ist militärisch, Unity (Soyuz) ist der Ort für bemannte Missionen und Energy (Energia) ist die Rampe der russischen Space Shuttle Blizzard (Buran). Die Anfangseinstellungen zeigen das Areal von Energy und Blizzard, das seit über zehn Jahren brach liegt. Danach wechselt der Film zu der operativen militärischen Abschusszone Proton. Die Sequenzen, die auch Innenaufnahmen der Raketenmontagehalle zeigen, gipfeln in dem Transport der fertigen Rakete zur Abschussrampe. Nach Bildern der architektonisch relativ bedeutenden muslimischen Gedenkstätte Korkytu-ata in der Nähe Baikonurs, zeigt der Film wiederum die Zonen von Unity, erhalten wie zu Zeiten Gagarins, und Proton, dessen Ausläufer weit in die Wüste hineinragen. In der Schlusseinstellung mit dem Energia/Buran Areal im Hintergrund und grasenden Kamelen im Vordergrund scheint sich die Wüste das Land zurückzuerobern.

Die Installation Proton, Unity, Energy, Blizzard ist der Gegenpol zu dem 35mm Film Dream Time. Der Film dokumentiert ein reales Ereignis - den Abschuss der ersten bemannten Mission zu der International Space Station (I.S.S.). Das Material verdichtet den Erzählstrang, indem es von einfachen zu vielschichtigen Einstellungen wechselt und in dem Abschuss der Rakete selbst gipfelt. Durch die Schnittechnik und die Projektion auf eine einzige Leinwand steht Dream time der aufwändigen, skulpturalen Installation Proton, Unity, Energy, Blizzard gegenüber.

Die Ausstellung wurde realisiert mit Unterstützung des British Council, der Lisson Gallery London und der 303 Gallery New York. Besonderer Dank geht an Lisa Rosendahl und Lisa Spellman.