Jimmy DeSana & Paul P.
Ruins of Rooms
6. Juli – 20. Oktober 24

 
<p>Links: Jimmy DeSana, <em>Self-Portrait</em>, 1985, Copyright Jimmy DeSana Trust; Courtesy Jimmy DeSana Trust und P·P·O·W, New York</p>
<p>Rechts: Paul P., <em>Untitled</em>, 2020. Courtesy der Künstler und Maureen Paley, London, Greene Naftali, New York, Cooper Cole, Toronto, und Massimo Minini, Brescia.</p>

Links: Jimmy DeSana, Self-Portrait, 1985, Copyright Jimmy DeSana Trust; Courtesy Jimmy DeSana Trust und P·P·O·W, New York

Rechts: Paul P., Untitled, 2020. Courtesy der Künstler und Maureen Paley, London, Greene Naftali, New York, Cooper Cole, Toronto, und Massimo Minini, Brescia.

 

Ruins of Rooms betrachtet das Genre des Porträts aus den Perspektiven von Jimmy DeSana (* 1949 – † 1990, USA) und Paul P. (* 1977, CA). Durch die Inszenierung ihrer Arbeiten in einer Reihe von Innenräumen werden die beiden Künstler hier zum ersten Mal in einen Dialog gesetzt.

 

Das Werk des Fotografen Jimmy DeSana reicht von den späten 1960er-Jahren bis 1990, als er an den Folgen einer AIDS-Erkrankung starb. Während der Nachkriegszeit als queere Person in einem Vorort von Atlanta aufzuwachsen war eine Erfahrung, die seine frühe Schwarz-Weiß-Serie 101 Nudes (1972/1991) prägte. Für diese arrangierte er seinen nackten Körper und die seiner Freund*innen in häuslichen Umgebungen der Mittelschicht. Nachdem er 1973 nach New York gezogen war, verbreitete er seine Arbeiten über lokale Mail-Art-Netzwerke und veröffentlichte regelmäßig in der von der Künstlergruppe General Idea herausgegebenen Zeitschrift File. Als fester Bestandteil der New Yorker Punk- und No-Wave-Szene sowie der queeren Fetisch-Subkultur der späten 1970er und frühen 1980er-Jahre war DeSana für seine Porträts der Avantgarde der Stadt bekannt. Für seine farbig beleuchtete Serie Suburban (1979–1985) kehrte er zur Inszenierung von Aktmodellen in alltäglichen Umgebungen zurück und setzte seine Erkundung von Konsumverhalten und SM-Ästhetik fort. Nach seiner HIV-Infektion Mitte der 1980er-Jahre nahm er Veränderungen an seinem eigenen Körper wahr, woraufhin er sich abstrakteren und experimentelleren Bildern zuwandte, in denen er häufig Alltagsgegenstände darstellte, etwa in Grill (1987) und Chair (1988).

 

Paul P. ist seit Anfang der 2000er-Jahre für seine melancholischen Zeichnungen und Gemälde bekannt. Seine meist titellosen Porträts junger Männer sind von Fotos aus schwulen Erotikzeitschriften inspiriert. Das Material, das insbesondere aus der Zeit zwischen dem Beginn der Schwulenbewegung in den späten 1960er-Jahren und der aufkommenden AIDS-Krise in den frühen 1980er-Jahren stammt, fand er in den LGBTQ2+-Archiven in Toronto. Paul P. interessiert sich für die historischen Darstellungsweisen homosexuellen Begehrens und macht sich dieses explizite Archivmaterial in der verschlüsselten Bildsprache von Malern des späten 19. Jahrhunderts zu eigen. Seine fragilen Arbeiten lösen die Dargestellten aus ihrem ursprünglichen Kontext und gestalten ihre Gesichter so, dass sie gleichzeitig an versteckte queere Andeutungen früherer Zeiten erinnern und zukünftige Tragödien vorausahnen lassen. Zuletzt hat Paul P. begonnen, Skulpturen in Form von Möbeln zu entwerfen. Die filigranen hölzernen Paravents, Schreibtische und Hocker, die sich zwischen dem Funktionalen und dem Skulpturalen bewegen, sind von dem viktorianischen Designreformer Edward William Godwin, der Art-Déco-Designerin Eyre de Lanux und dem Künstler Scott Burton, einem Zeitgenossen DeSanas, inspiriert.

 

Ruins of Rooms funktioniert wie eine Matrjoschka. Die Nebeneinanderstellung zweier Künstler verschiedener Generationen erweitert unser Verständnis des Porträts und ist denen gewidmet, die wir verloren haben.

 

Kurator: Krist Gruijthuijsen

Assistenzkuratorin: Linda Franken

 

KW Studio über Ruins of Rooms mit Krist Gruijthuijsen und Paul P.. Produktion: LOCOLOR, Realisation: Gregor Kuhlmann, Kamera: Gregor Kuhlmann & Vincent Schaack, Ton: Lia Valero, Editing: Gregor Kuhlmann, Color Grading: Vincent Schaack. Eine Produktion der KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2024.

 

 

Die Ausstellung wird mit großzügiger Unterstützung der KW Freunde realisiert.

 

 

 

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