João Maria Gusmão + Pedro Paiva
Papagaio
Diese Ausstellung versammelt über zwanzig 16-mm-Kurzfilme und zwei Camerae obscurae der Künstler aus den vergangenen zehn Jahren. Die Arbeiten werden in einer ortsspezifischen Installation präsentiert und werden ergänzt durch den titelgebenden Film Papagaio (DJAMBI).
Seit 2001 stellen Gusmão + Paiva immer wieder neue Versuchsanordnungen her, die sich zwischen der sichtbaren Welt und dem, was sich entzieht, bewegen und die Grenzen zwischen Konzepten des Menschlichen und Nichtmenschlichen hinterfragen. Indem die Künstler solche Paradoxien ins filmische Medium übersetzen, entfremden sie die BesucherInnen von ihrem alltäglichen Blick und erzeugen eine „Zeitmaschine“ auf Probe: Die Filme verlangsamen die Realität, bis sie die verschiedenen Qualitäten innerhalb des Sichtbaren enthüllen.
Die teils gefundenen, teils inszenierten Situationen werden unter strengen formalen Vorgaben gefilmt: Die Kamera hält einen festgelegten Abstand und Winkel zu ihrem Gegenstand ein und fokussiert jeweils genau ein Motiv, einen Bewegungsablauf oder eine Tätigkeit; alle Filme operieren rein visuell.
Der neue, 43-minütige Film Papagaio (DJAMBI) wendet ein anderes Kompositionsprinzip an: Entstanden im vergangenen Jahr auf der zentralafrikanischen Insel São Tomé, dokumentiert er ein lokales Voodoo-Ritual, in dem verstorbene Ahnen angerufen werden. Die Kamera wird von den Künstlern an die TeilnehmerInnen weitergereicht, die, in Trance, von den Geistern der Toten besessen sind. Der Umgang mit Zeit verschiebt sich hierbei von endloser Wiederholung zu einem sich ins Unermessliche ausdehnenden Moment. Der Film inszeniert die Begegnung mit der Welt der Toten, um erfahrbar zu machen, was von den Lebenden nicht wahrgenommen werden kann.
Papagaio wurde koproduziert von Pirelli HangarBicocca in Mailand und Camden Arts Centre in London.
Kuratiert von Ellen Blumenstein und Vicente Todolí.
Die Ausstellung wird gefördert von Fürstenberg Zeitgenössisch und der Botschaft von Portugal / Camões-Instituto da Cooperação e da Língua. Mit besonderem Dank an Sies + Höke, Düsseldorf.