Keren Cytter
I Was the Good and He Was the Bad and the Ugly

 

 

25. Juni – 20. August 06

 

 

Keren Cytter. I Was the Good and He Was the Bad and the Ugly
25.06. - 20.08.2006

Eröffnung: 24.06.2006, 17 - 21 h

Die KW Institute for Contemporary Art freuen sich, die erste Einzelausstellung der Künstlerin und Autorin Keren Cytter in Berlin zu zeigen. Keren Cytter setzt sich experimentell mit dem Erzählen von Geschichten und ihrem Verhältnis zu sozialen Realitäten auseinander. Dabei entwickelt sie eine Perspektive radikaler Subjektivität, die sie gegen die Konventionen und Regeln literarischer und kinematographischer Ausdrucksformen und Genres einsetzt. Ihre Filme erinnern an Homemovies oder Videotagebücher und setzen sich aus neu arrangierten Elementen des Alltags, aus Impressionen, Erinnerungen, Fantasien, Wünschen und Träumen zusammen. Das Skript selbst ist dabei immer ein Teil oder Thema der Geschichten, und diese wiederum handeln eben von der Konfrontation eines (perfekten) Drehbuchs mit einer (niemals perfekten) Wirklichkeit.

Der einem ihrer Drehbücher entnommene Titel I Was the Good and He Was the Bad and the Ugly bringt sieben Kurzvideos zusammen, die vor allem im Persönlichen und Privaten versteckte formalistische Spielchen aufdecken. Die eigenwillige Handhabung des vom Skript vorgegebenen Rahmens lässt dabei die gewohnten Grenzen zwischen Inhalt und Form verschwimmen.

Der EpisodenfilmThe Date Series (2004) gibt Einblicke in die Gemütslage der Autorin im Frühling und Sommer 2004. In kurzen Schwarzweißfilmen spielen jeweils zwei Figuren in Situationen extremer Gegensätze. Die KW zeigen drei Episoden: Dabei spielt 21.05.04 (5 Min.) auf den amerikanischen Western an, in dem sich der Held seinem Gegner stellt, hier aber den Kampf wie auch seine Rolle als Filmregisseur verliert. In 21.07.04 (5 Min.) manipuliert ein Dokumentarfilmregisseur die Fakten, um sie mit seinen Klischeevorstellungen von seinem Thema in Einklang zu bringen. Das Thema ist das Leben eines berühmten Künstlers, dessen wohlgeordnetes Privatleben im Widerspruch zu dem exzentrischen Bild steht, das die Öffentlichkeit von ihm hat. 17.08.04 (8 Min.) ist ein Psychodrama in drei Akten. Es handelt von dem paradigmatischen Paar Herr X und Frau Y, deren Wertvorstellungen sich je nach der aktuellen Situation drastisch verändern. In einer widersprüchlichen Realität reagieren sie zunächst mit Widerstand, dann mit Zwiespältigkeit und schließlich mit Gleichgültigkeit.

In Atmosphere (2005, 11 Min.) wird Julia (die Mitbewohnerin der Autorin) von Träumen und Erinnerungen an einen verlorenen Freund und Geliebten verfolgt. Die Geschichte erinnert an einen sinnlichen Traum, wobei sich die Protagonisten der verzerrten, formalistischen Qualität des Films, der die heftigen Gefühle Julias reflektiert, bewusst zu sein scheinen. Dream Talk (2005, 11 Min.) dagegen porträtiert eine Gruppe von Freunden, die ihre eigenen Wünsche und Fantasien mit denen der Charaktere einer Reality Show im Fernsehen verwechseln. Gefangen in einer mediatisierten Welt, verlieren sie die Kontrolle über ihre eigene Kommunikation und deren Mittel. French Film (2003) ist ein Experimentalfilm in französischer Sprache. Er erzählt die Geschichte eines jungen Komponisten aus Tel Aviv, der in Paris ein besseres Leben sucht. Eine übertrieben sentimentale Haltung, geprägt von Sehnsucht und Melancholie, und die schreckliche Angst vor dem Unbekannten überschatten sein Denken und tränken seine unmittelbare Umgebung mit einem Gefühl von Gewalt und Abwesenheit.
Für die Präsentation in der 3. Etage der KW wurden die ausgewählten Videos in einer Endlosschleife verbunden (Dauer: 53 Min.). Sie laufen mit Erläuterungen für das Publikum auf vier synchronisierten Bildschirmen.

Die zweite Hälfte der Ausstellung besteht aus einer höchst dichten Sequenz. In The Victim (2006, 5 Min.) versammeln sich fünf namenlose Figuren (Freunde, Verwandte oder Geliebte) um den Abendbrottisch. Der rhythmische Sprachstrom und die sich überstürzende Handlung jagen auf den befremdlichen (wenn auch vorhersehbaren) Höhepunkt zu, als die zum Opfer gemachte Figur sich das Leben nimmt. Mit diesem extremen Ausgang treibt Cytter in ihrer jüngsten Arbeit die für ihre Arbeit typischen Elemente, Taktiken und ästhetischen Prinzipien zum Äußersten.

Im Jahr 1977 in Tel Aviv geboren, hat die überaus produktive Keren Cytter in den letzten drei Jahren internationale Anerkennung als herausragende Künstlerin gewonnen. Nach ihrer Zeit bei de Ateliers in Amsterdam wurden Cytters Arbeiten in Einzelausstellungen in der Galleria d'Arte Moderna e Contemporanea, Bergamo (2006), der Kunsthalle Zürich, Zürich (2005), dem Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main (2005) und dem Stedelijk Museum Bureau, Amsterdam (2004) gezeigt. Eine weitere Einzelausstellung findet 2007 bei Extra City in Antwerpen statt. Keren Cytter hat außerdem folgende Romane verfasst: The Sunset of Yesterday (Shadurian, Tel Aviv, 2003) und The Man Who Climbed Up the Stairs of Life and Found Out They Were Cinema Seats (Lukas & Sternberg, New York/Berlin, 2005). Keren Cytters hat gerade den Baloise Kunst-Preis innerhalb der „Art Statements" an der internationalen Kunstmesse Art 37 Basel erhalten. Ihr erster Spielfilm, Cars, wird im Winter 2007 in den Niederlanden erscheinen.

Kuratorin: Hila Peleg

Das Projekt wurde realisiert mit der Unterstützung der Mondriaan Foundation, Amsterdam.

Veranstaltung:

08.12.2006, 20 Uhr
Buchpräsentation, Filmscreening und Lesung