Vortrag Peter Friedl:
Hilde Van Gelder
Radical Neutrality

 

13. April, 19 Uhr
in englischer Sprache

Ort: KW

 

Anmeldung unter reservation@kw-berlin.de

 

Für alle KW-Veranstaltungen gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet). Das Tragen einer medizinischen oder FFP2 Maske bleibt während des gesamten Events obligatorisch.
 

 

<p>Peter Friedl, Report, 2016. Einkanal-HD-Videoinstallation, Farbe, Ton. Installationsansicht der Ausstellung Peter Friedl: Report 1964–2022, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2022. Im Auftrag der documenta 14, Athen und Kassel, Courtesy der Künstler, Guido Costa Project, Turin, und Nicolas Krupp, Basel; Foto: Frank Sperling</p>

Peter Friedl, Report, 2016. Einkanal-HD-Videoinstallation, Farbe, Ton. Installationsansicht der Ausstellung Peter Friedl: Report 1964–2022, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2022. Im Auftrag der documenta 14, Athen und Kassel, Courtesy der Künstler, Guido Costa Project, Turin, und Nicolas Krupp, Basel; Foto: Frank Sperling

 

“Alle Bilder lügen, wenn sie nicht richtig gelesen werden.“ Dieser Satz aus Peter Friedls Essay The Purloined Philosopher (2011) könnte als eines der Leitmotive des Künstlers verstanden werden. Seine investigativen Arbeiten adressieren die Wurzel dessen, was heute auf dem Spiel steht: echte Gleichheit aller Menschen, eingebettet in eine harmonische, mehr-als-menschliche Konstellation. Julen Madariaga, Anne Bonny und Tendai Pfepferere sind nur einige der von Friedl vorgeschlagenen exempla, die leise daran arbeiten, gesellschaftlich hegemoniale Machtverhältnisse zu entkräften. Was wäre, wenn der „Schwarze Mann“ nicht zu spät gekommen, sondern vor seiner Zeit am Ort des Geschehens eingetroffen ist? Was wäre, wenn ihre Zeit (en: her time) jetzt gekommen ist oder noch kommen wird, wenn sie unmittelbar bevorsteht? Könnte man davon „berichten“, indem man mehrsprachige Nicht-Schauspieler*innen un-theatral inszeniert und bittet, aus dem Gedächtnis in der jeweiligen Muttersprache eine Übersetzung desselben militanten Textes von Franz Kafka zu rezitieren? Peter Friedls radikal neutraler Ansatz der Äußerung hilft uns dabei, die Keimzellen eines neuen, im Aufbau befindlichen sensus communis zu entdecken. Die Besucherin von Peter Friedls Report 1964-2022 wird schnell bemerken, dass sie seinen reflexiven, „intelligenten“ Bildern vertrauen kann. Sowie sie lernen wird, diese richtig zu lesen, wird sie feststellen, dass Friedls Bilder auf wahrhaftige Weise über eine lang ersehnte, im Aufbau befindliche Gemeinschaft sprechen.

 

Hilde Van Gelder ist Professorin für zeitgenössische Kunstgeschichte an der Universität von Leuven, wo sie das Lieven Gevaert Research Centre for Photography, Art and Visual Culture (LGC) leitet. Sie ist Herausgeberin von Image [&] Narrative und der Lieven Gevaert Series (Leuven University Press). Sie war Gastkuratorin von forschungsbasierten Ausstellungen für Institutionen wie Jeu de Paume, Paris (Inventer le possible, 2014) und Fundació Antoni Tàpies, Barcelona (Allan Sekula: Collective Sisyphus, 2017). Kürzlich veröffentlichte sie Ground Sea. Photography and the Right to Be Reborn (Leuven University Press, 2021). Dieses Buch integriert selbst gezeichnete Illustrationen, die sie als Kritzeleien bezeichnet, in ihre theoretischen Schriften darüber, was Fotografie als politischer Akteur im Rahmen von zeitgenössischer Kunst tun kann (siehe auch ihre Website www.groundsea.be). Im Jahr 2020 gründete sie die in Brüssel ansässige Künstler*innen– und Kurator*innenplattform „De Blinkerd“ (www.deblinkerd.be). Für De Blinkerd entwickelt sie unter dem Pseudonym Othillia G–– künstlerische Projekte, wie z.B. die Erstellung einer nautischen „counter-chart“ mit dem Titel Dover and Calais to Dunkerque and Ramsgate (2021).