Vortrag Peter Friedl:
Mieke Bal
To Be or Not to Be: No Con-Cept

 

28. März 22, 19 Uhr

in englischer Sprache

Ort: KW

 

Anmeldung unter reservation@kw-berlin.de

 

Gemäß der aktuellen Covid-19 Verordnungen gilt für alle KW-Veranstaltungen die 3G Regel (geimpft, genesen oder getestet). Darüber hinaus bitten wir Sie während des gesamten Events eine FFP-2 Maske zu tragen.

 

<p>Peter Friedl, <em>Peter Friedl</em>, 1998. Kleidungsstücke, Mixed Media, variable Maße. Installationsansicht der Ausstellung <em>Peter Friedl: Report 1964–2022</em>, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2022. Courtesy der Künstler; Foto: Frank Sperling</p>

Peter Friedl, Peter Friedl, 1998. Kleidungsstücke, Mixed Media, variable Maße. Installationsansicht der Ausstellung Peter Friedl: Report 1964–2022, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2022. Courtesy der Künstler; Foto: Frank Sperling

 

Angenommen, ein Konzept benennt die Art und Weise, jene Aspekte zusammenzufassen, die mit Kunst und Künstler*innen assoziiert werden (lat. conceptus – zusammenfassen; con = zusammen, cept = fassen) – wie etwa Autonomie, Autorität, Authentizität, Einheit und Kohärenz – dann wäre beides irreführend: Peter Friedl einen Künstler zu nennen, und ihn einen „Konzeptkünstler“ zu nennen. Stattdessen entzieht sich Peter Friedl der stabilisierenden Tendenz des Konzepts. An Ausstellungsbesucher*innen wird so ein hoher Anspruch gestellt; und ihnen gleichzeitig Intelligenz zugesprochen. Eine Ausstellung mit dieser Art von Kunst kann nur „funktionieren“, wenn die Besucher*innen sich gewissermaßen „mitbewegen“. Aber was kann eine Ausstellung ohne Zentrum, ohne Kohärenz, ohne die losen Enden der einzelnen Werke konzeptuell zusammenzufassen, sein? Peter Friedls Werk ist forschend und tastend, einfach und direkt, ebenso amüsant wie manchmal tragisch – und in Bezug auf Medien, Stil, Figuration und Bedeutung von Werk zu Werk unterschiedlich. Sein Werk arbeitet also nicht nur mit Konzepten, sondern leistet auch die philosophische Arbeit der Reflexion über die Konzepte, die es gleichzeitig hervorbringt und verwirft. Indem der Künstler ein Werk bewusst aus dem Kontext herausnimmt, in welchem es seine konzeptionelle Arbeit geleistet hat, schickt er das Konzept auf eine Reise, von der es nicht unbeschadet zurückkehren wird. Als „Studierende“ Friedls wird die Referentin einige dieser Werke wieder aufgreifen und versuchen, das Paradoxon der politischen Kunst als Problem, Experiment und Bedürfnis zu bearbeiten. 

 

Die Kulturtheoretikerin, Kritikerin, Videokünstlerin und Kuratorin Mieke Bal, Autorin von 45 Büchern und Betreuerin von 81 abgeschlossenen Promotionen, schreibt aus einer interdisziplinären Perspektive über Kulturanalyse, Literatur und Kunst und konzentriert sich dabei auf Gender, Migrationskultur, Kapitalismuskritik und politische Kunst. Im Jahr 2002 begann sie, auch Filme zu machen, als eine andere, tiefgründigere und zeitgemäßere Form der kulturellen Analyse. Seitdem gehen Schreiben, Filmemachen und Kuratieren Hand in Hand. In ihrem 2022 erschienenen Buch Image-Thinking (Edinburgh UP) entwickelt sie ihre Ideen, wie man akademisches und künstlerisches Denken verbinden kann. Als Filmemacherin drehte sie eine Reihe von experimentellen Dokumentarfilmen, meist über Migrationssituationen, und „theoretische Fiktionen“, Filme und Installationen, in denen die Fiktion die Entwicklung schwieriger Ideen unterstützte. Madame B (2014) wurde 2017 im Munch Museum in Oslo in Kombination mit Werken von Edvard Munch ausgestellt. Reasonable Doubt (2016), über René Descartes und Königin Kristina von Schweden, ging ebenfalls auf Reisen. Danach realisierte sie die 16-Kanal-Videoinstallation Don Quijote: Sad Countenances (2019) und den kurzen Essayfilm It’s About Time! Reflections on Urgency (2020). 

 

www.miekebal.org