Die letzten Lichtspiele 2018 präsentieren Elizabeth LeComptes und Ken Koblands Video-Rekonstruktion von Rumstick Road, einer Theaterproduktion der Wooster Group aus dem Jahr 1977. Anschließend findet ein Gespräch mit der Dramaturgin der Sophiensaele, Joy Kristin Kalu, statt. 
 
Rumstick Road wurde von den Gründer*innen der Wooster Group, Spalding Gray und Elizabeth LeCompte, als Reaktion auf den Suizid von Grays Mutter entwickelt. Das Stück vereint von Gray aufgenommene, persönliche Gespräche, Briefe an seine Familie, Schriften von Mary Baker Eddy, Kleinbild-Dias, Musik und Tanz und läutete 1977 eine neue Ära der experimentellen Performance ein. 2011 begann LeCompte gemeinsam mit dem Filmemacher Ken Kobland und dem Archivar der Wooster Group, Clay Hapaz, zahlreiche Archivfragmente von Rumstick Road zusammenzutragen und zu sichten, um die verlorene Performance zu rekonstruieren. Darunter befanden sich U-matic-Videos, Super-8-Filme, Tonbänder, Fotos und Dias. Die 2013 abgeschlossene Rekonstruktion des Stückes orientiert sich nah am Original, auch wenn sie in neuer Zusammensetzung mit Zeit und Erinnerung arbeitet.
 
Rumstick Road ist eines der wichtigsten Stücke seiner Zeit und einer der Höhepunkte des experimentellen Theaters der 1970er Jahre. Die aktuelle, umfangreiche Überarbeitung des verfügbaren Materials macht Rumstick Road zudem zu einem Hauptwerk experimenteller Videokunst.
 
The Wooster Group ist eine Company, deren Künstler*innen im Bereich Theater, Tanz und Medien arbeiten und wurde 1975 von Spalding Gray und Elizabeth LeCompte gegründet. Die beiden entwickelten Theaterstücke wie die Trilogie Three Places in Rhode Island, die von Grays autobiographischen Impulsen inspiriert waren. Im Rahmen ihrer Arbeit an Rumstick Road stießen Jim Clayburgh, Libby Howes und Ron Vawter zu The Wooster Group; Willem Dafoe und Kate Valk kamen während Point Judith und Peyton Smith während Route 1 & 9 hinzu. Von Beginn an bestand The Wooster Group aus einem Ensemble, das sich ständig neu zusammensetzt und weiterentwickelt und in dessen Mittelpunkt die verschiedenen künstlerischen Mitglieder stehen. Elizabeth LeCompte hat bisher alle Stücke inszeniert – Mitglieder, die weitergezogen sind, kehren regelmäßig zurück, um Repertoirestücke erneut zu spielen oder neue Werke zu entwickeln.
 
Joy Kristin Kalu arbeitet als Autorin und Kuratorin in Berlin. Sie hat mit zahlreichen internationalen Theatergruppen und Museen zusammengearbeitet, darunter mit The Wooster Group, dem Thalia Theater in Hamburg, der Actors’ Gang aus Los Angeles, der Volksbühne Berlin und den KW Institute for Contemporary Art. Kalu hat einen Magister in Theaterwissenschaft und Amerikanistik und einen Ph.D. in Theaterwissenschaft (Freie Universität Berlin). Sie hat zur Ästhetik des angewandten Theaters, der Geschichte der Performance-Kunst, Critical Whiteness und zum zeitgenössischen experimentellen Theater in Deutschland und den USA geforscht. Zusammen mit Dennis Loesch und anderen bildenden Künstler*innen initiierte sie 2007 das Küchen- und Ausstellungsprojekt freitagsküche berlin und war Co-Kuratorin im Rahmen von Neue Heimat Berlin. Sie ist derzeit Dramaturgin für Performance und Theater an den Sophiensaelen. Ihr Buch Ästhetik der Wiederholung erschien 2013, ihre zweite Monografie mit dem Arbeitstitel Das Subjekt der Enthüllung wird 2019 erscheinen.
 
Besonderer Dank gilt Clay Hapaz.