Kuratorische Einführung
Pause: Lydia Ourahmane
sync
1.–2. Oktober 22

 

Ort: KW Institute for Contemporary Art, Haupthalle

11–11 Uhr durchgehend (24 Stunden)

Eintritt frei

Im Rahmen der Pause-Reihe in den KW Institute for Contemporary Art präsentiert Lydia Ourahmane (geb. 1992, DZ) gemeinsam mit dem Musiker Daniel Blumberg (geb. 1990, GB) die ortsspezifische Arbeit sync.

 

Lydia Ourahmane, sync, 2022. Courtesy die Künstlerin und Daniel Blumberg

 

Diese neue Auftragsarbeit ist eine Fortsetzung der kontinuierlichen Auseinandersetzung der Künstlerin mit den emotionalen, psychologischen und politischen Zusammenhängen zwischen Material, Körper und Ort. Durch Skulpturen, Installationen und Klang verbindet Ourahmanes künstlerische Praxis Persönliches, Kollektives und Metaphysisches. Sie untersucht, wie Narrative durch die Weitergabe von Objekten, Überzeugungen und Geschichte geformt, verändert und miteinander verbunden werden können.

 

Die Einladung der KW stellt Ourahmanes bisher überwiegend materiellen Ansatz auf die Probe. Nachdem sie zuvor mit greifbaren, zeitlichen Formen gearbeitet hatte, nahm sie diese Auftragsarbeit zum Anlass, über Permanenz als stoffliche Transzendenz nachzudenken. Ihre Untersuchungen menschlicher Verhaltensmuster und sozialer Beziehungen werfen die Frage auf, wie Kontinuität sich in Wiederholung, Sprache und Mythos widerspiegelt. Gleichzeitig interessiert sich Ourahmane dafür, wie unser Bewusstsein für diese Kontinuität von ihrer Erschöpfung bestimmt ist und wie dies zu einer Möglichkeit wird, das Kontinuum persönlicher und allgemeiner Geschichten zu reflektieren und herauszufordern.

 

Die einmalige, zeitintensive Veranstaltung sync dreht sich um den Herzschlag als einzige Versicherung unserer Permanenz. In der Kardiologie, die das Herz als chaotisches System begreift, kann das Phänomen der „Synchronisation durch Chaos“ beobachtet werden: Wenn zwei oder mehr chaotische Systeme in einer spezifischen, aber unbeständigen emotionalen Umgebung aufeinandertreffen, können Herzen im gleichen Takt schlagen.

 

Lydia Ourahmane und Daniel Blumberg © Aidan Zamiri

 

sync feiert seine Premiere in der Ausstellungshalle der KW, die erstmals in ihrer Geschichte 24 Stunden am Stück geöffnet sein werden. Bei der Live-Klangperformance werden die Herzschläge von je 24 Teilnehmer*innen in den Raum hinein verstärkt. Ihre Stühle sind dabei so angeordnet, dass sie eine Echokammer bilden. So entsteht eine Matrix, durch die jede*r Teilnehmer*in durch physische Nähe viszerale Zustände erleben kann.

 

Da sync eine im Entstehen begriffene Komposition ist, werden die Teilnehmenden gebeten, die Teilnahmeregeln zu befolgen. Besucher*innen werden gebeten zu beachten, dass eine Liveaufnahme stattfindet, die Ruhe erfordert.

 

Jede*r Teilnehmende kann den Raum jederzeit unter Anleitung des Aufsichtspersonals betreten oder verlassen. Zuhörer*innen können die Arbeit von ausgewiesenen Bereichen im Erdgeschoss über der Ausstellungshalle aus erleben.

 

Die Pause-Reihe der KW Institute for Contemporary Art ermöglicht eine kurze, tiefe Auseinandersetzung mit einzelnen künstlerischen Positionen, um Verbindungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzuzeigen und zu hinterfragen. Eine Pause agiert als Unterbrechung des laufenden Programms der KW und markiert den Übergang zwischen zwei Ausstellungszyklen. Bei den im Rahmen der Reihe präsentierten Projekten, die sich mit diesem Zwischenzustand auseinandersetzen, handelt es sich überwiegend um Auftragsarbeiten oder überarbeitete Werke, die zwischen Performance, Installation, Video und Klangarbeit wechseln oder diese sogar miteinander verweben.

 

Team 

 

Künstler*innen: Lydia Ourahmane, Daniel Blumberg

 

Kuratorin: Sofie Krogh Christensen

Kuratorische Assistenz: Nikolas Brummer

Klangtechnik: James Dunn, Paolo Combes, Enrika Myskovskaja

Produktionsleitung: Claire Spilker

Technische Leitung: Wilken Schade

Presse und Kommunikation: Anna Falck-Ytter, Marie Kube

Text: Sofie Krogh Christensen, Lydia Ourahmane

Lektorat und Übersetzung: Sylee Gore, Lutz Breitinger

Wissenschaftliche Volontärin: Lara Scherrieble

Praktikant*innen: Fangrong Tian, Janika Jänisch, Luisa Schmoock

 

Mit Dank an Schertler Audio.