Mexico City: Eine Ausstellung über die Wechselkurse von Körpern und Werten
Eröffnung: 21.09.2002, 17.00 - 21.00 Uhr
Zeitgenössische Kunst aus Mexiko in den KW
Mexico City: Eine Ausstellung über die Wechselkurse von Körpern und Werten
Berlin, September 2002. Vom 22. September 2002 bis zum 5. Januar 2003 präsentieren die KW Institute for Contemporary Art Mexico City: Eine Ausstellung über die Wechselkurse von Körpern und Werten, eine herausfordernde Übersicht internationaler zeitgenössischer Kunst aus Mexico City.
Die Ausstellung untersucht die Komplexität des urbanen Lebens Mexico Citys. In der als größte Metropole der Welt geltenden Stadt sind Kriminalität, Verkehrschaos und Umweltverschmutzung eine allgegenwärtige Bedrohung. Cuauhtémoc Medina beschrieb in seinem begleitend zu der KW-Ausstellung Santiago Sierras im Herbst 2000 veröffentlichten Text Recent Political Forms den Alltag Mexico City's seit den Krisenjahren Mitte der neunziger Jahre - d.h. nach dem Sturz des Peso 1994, der Ermordung des Präsidentschaftskanidaten, der Zapatisten Rebellion, der explosionsartigen Staatsverschuldung und der Verdoppelung der Kriminalitätsrate allein im Jahr 1995 - als nahezu apokalyptisch.
In Mexico City hat jeder Körper seinen genauen ökonomischen Wert. Es ist nicht mehr nur die Arbeitskraft, die der Mensch einbringt, sondern sein Körper selbst wird zum Gegenstand eines ökonomischen Systems. Der Körper wird zum Objekt, das geschützt und verteidigt werden muss oder eingetauscht werden kann. Unter den Prostituierten gilt, je weißer die Haut, desto teurer; Prominenz und Reichtum des Entführten bestimmen die Höhe des Lösegelds; Pass und Nationalität entscheiden über die Bereitschaft, seine körperliche Unversehrtheit aufzugeben oder über die Möglichkeiten medizinischer Betreuung.
Mexico City: Eine Ausstellung über die Wechselkurse von Körpern und Werten dokumentiert die Stellung des Einzelnen in einer Welt, in der totale Armut und obszöner Reichtum täglich aufeinander prallen. Während die Performances von Santiago Sierra oder Ivan Edezas authentisches Videomaterial einer Helikopterjagd auf Eingeborene, bei der die abgeschnittenen Ohren der Opfer zu begehrten Trophäen werden, auf schockierende Weise die Diskriminierung und Ausbeutung der Ärmeren verdeutlichen, porträtiert Daniela Rossell die Reichen und Berühmten in ihren opulenten und hoch gesicherten Enklaven. Die Sexualität dieser blondierten Frauen wird zur bloßen Ware oder billigen Dekoration. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten entziehen sich jeglicher Festlegung - handelt es sich um Originale, Kopien oder Fälschungen, um Dokumentationen oder Fiktion, um Legales oder Illegales - und spiegeln so die Ambiguität und den schmalen Grat zwischen Leben und Überleben in Mexico City.
Die Ausstellung umfasst Arbeiten von Eduardo Abaroa, Francis Alÿs, Carlos Amorales, Gustavo Artigas, Miguel Calderón, Minerva Cuevas, Jose Dávila, Ivan Edeza, Jonathan Hernández, Gabriel Kuri, Teresa Margolles, Yoshua Okón, Rubén Ortiz Torres, Pedro Reyes, Daniela Rossell, Santiago Sierra und Melanie Smith.
Mexico City: Eine Ausstellung über die Wechselkurse von Körpern und Werten wurde von Klaus Biesenbach, Künstlerischer Leiter der KW und Chief Curator des P.S.1/MoMA, in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstlern, im besonderen mit Santiago Sierra und Francis Alÿs, entwickelt. Cuauhtemoc Medina und Patricia Sloane, bis vor kurzem Direktorin des Museo de Arte Carillo Gil, Mexico, konnten als kuratorische Berater, Jorge und Mariana Munguia, Amy Smith und Jeffrey Uslip als kuratorische Mitarbeiter gewonnen werden. Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem P.S.1/MoMA, wo sie bis zum 4. November 2002 verlängert wurde. Nach ihrer Präsentation in den KW wird die Ausstellung in abgewandelter Form im Museo de Arte Carillo Gil gezeigt.
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Förderung der Kulturstiftung des Bundes, des National Council of Arts and Culture, Mexico, und des Mexico Institute of Cultural Cooperation sowie durch die Unterstüzung von Gilberto und Rosa Sandretto.
Die Ausstellung ist Teil von MEXartes-berlin.de.