Olga Lewicka
Atlas der Malerei - Ein Künstlerbuch-Projekt

 

 

9.–23. Oktober 13

 

Olga Lewicka, Ohne Titel, 2013, Papier, Acryl, Collage auf Karton, 20 cm x 32 cm<br>
Olga Lewicka, Ohne Titel, 2013, Papier, Acryl, Collage auf Karton, 20 cm x 32 cm

 

Workshops

Mittwoch, 9./16./23.10.13, 18–20 h (Workshop: 16.10.13 mit Carsten Zorn, 23.10.13 mit Oona Lochner)

Diskussionen zur zeitgenössischen Malerei verbleiben heute häufig im Horizont des Modernismus.

Dieser Workshop mit der Künstlerin Olga Lewicka und geladenen Gästen fragt nach heute wieder Aktuellem oder Aktualisierbarem innerhalb der langen, dem Modernismus vorausgehenden Malereigeschichte. Dabei setzt der Workshop darauf, die Perspektiven gegenwärtiger künstlerischer Praxis einerseits und die Theorie- und Wissensbestände von Kunst-, Kultur- und Sozialwissenschaften andererseits miteinander ins Gespräch zu bringen.

Entsprechend richtet er sich an KünstlerInnen ebenso wie etwa an KunsthistorikerInnen und SoziologInnen.

Die Einengung des Malereidiskurses auf Werke und kunstkritische und kunsttheoretische Frontverläufe des 20. Jahrhunderts ist einer der Schauplätze, denen Olga Lewickas aktuelle Arbeit an einem Atlas der Malerei gilt. Das Projekt betont den Stellenwert, den Malerei als Kunst und Kulturtechnik visuellen Denkens auch zuvor schon für die Wegbereitung und Mitgestaltung moderner politischer Ideen und modernen Wissens besaß. Hier schließt der Workshop an. Nach einer vorbereitenden Lektüre kurzer ausgewählter Texte wird in jeder Sitzung ein anderer Komplex von Hypothesen und Fragen zur Diskussion gestellt.

Besprochen werden unter anderem folgende Thesen und Fragen:

* Liegt eine der größten Stärken der Malerei darin, dass ihre Geschichte aufs engste mit der Geschichte der modernen Gesellschaft verbunden und in diese von Beginn an fest eingewoben ist?
* Welches politische und wissensgeschichtliche Erbe ist dem konkreten Material der Malerei eingeschrieben – der Leinwand, dem Keilrahmen, der Ölfarbe?
* Könnte sich die Malerei neues politisches und gesellschaftliches Potenzial erschließen, wenn sie sich einer kritischen Analyse ihrer ersten Höhepunkte inmitten der ambivalenten Frühphase von Kapitalismus, kolonialen Eroberungen und modernem Bürgertum (14.– 16. Jh.) stellte?
* Welche Faktoren bestimmen die Schwankungen und scharfen Wendungen, denen die Wertschätzung des Malereimediums stets unterlag?

Programm:

16.10.13
Carsten Zorn: Von der Achimie zur Abstraktion 

Carsten Zorn befragt in dieser Workshopsitzung verschiedene Möglichkeiten, die Geschichte der Kunst zu erzählen, auf ihre Vor- und Nachteile hin –  auch, aber nicht nur für die Kunst selbst. Seinen Ausgangspunkt bildet dabei das auf der diesjährigen Biennale von Venedig ebenso wie 2013 auch in Berlin –  in der Ausstellung des Werks von Hilma af Klint –  prominent in den Blick gerückte Umfeld von unorthodoxen bis obskuren, etwa theosophisch-esoterischen Diskursen und Praktiken, in dem und aus dem heraus sich der Modernismus und insbesondere die abstrakte Malerei entwickelt haben.

Wie werden kunstgeschichtliche Epochen und Einzelfakten neu angeordnet in Beschreibungen, die diese Inspirationsquellen und diese ideengeschichtlichen Einflüsse besonders betonen? Welche Narrative, Theoriefiguren und Bilder für den Geschichtsprozess werden dabei bemüht? Welche politischen Implikationen haben sie? Und welche alternativen Möglichkeiten gäbe es, dieselben Umstände gezielt in Erzählungen der Kunstgeschichte aufzunehmen –  etwa mit Hilfe neuerer Ansätze der 'Globalgeschichte'?

Carsten Zorn ist Politik- und Kulturwissenschaftler mit den Schwerpunkten politische Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, soziologische Theorie sowie Geschichte und Theorie der Medien.

23.10.13
Oona Lochner: Perspektiven des Historischen 

Mit ihrem Künstlerbuch-Projekt Atlas der Malerei schlägt Olga Lewicka die Renaissance und den Beginn des Leinwandbildes als Bezugspunkt für eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit Malerei vor.

Oona Lochner geht in der dritten Workshop-Sitzung der Frage nach, welche Implikationen die Wahl dieses Zeitpunkts mit sich bringt und welche Potenziale sich in ihm – für eine politische malerische Praxis und für deren theoretische Betrachtung – öffnen könnten. Entlang von Begriffen wie Markt, Konsum, Arbeit und Mobilität, aber auch Leinwand, Textil und Perspektive klopft sie den Referenzrahmen ,Renaissance' auf seine Verwicklungen mit der Gegenwart und deren Geschichts- und Kunstverständnis ab.

Wenn die Renaissance – als Epoche nicht nur der Zentralperspektive, sondern auch des beginnenden Kapitalismus und Globalismus – Parallelen zur aktuellen Situation bereitzuhalten scheint: Inwieweit ist diese Perspektive von einem heutigen (Selbst-)Verständnis politischer Kunst geprägt? Welche Rolle spielt hierfür die Vorstellung einer kritischen Kunst, die wesentlich mit Begriffen wie Geschichte, Arbeit, Markt oder auch der Beweglichkeit der Körper operiert und die als solche gerade aus den Debatten des 20. Jahrhunderts hervorgegangen ist?