Pogo Bar Podcast:
Joshua Leon
Lamentation No.1: A Smuggler's Guide to Loss

 

April 21
In englischer Sprache

 

<p>Bild: Joshua Leon, <em>Lamentation No.1: A Smuggler’s Guide to Loss</em>, 2021</p>

Bild: Joshua Leon, Lamentation No.1: A Smuggler’s Guide to Loss, 2021

 

Wir führten eines unserer üblichen Telefongespräche. Wir sprachen über das Leben, über den Umgang mit der durch die Pandemie uns aufgezwungenen Distanz. Ein Suizid hatte deine Familie erschüttert. Die Trauer überwältigte uns beide. Ich konnte dich nicht erreichen. Ich wollte die Grenze von Großbritannien nach Europa überqueren, doch schien der Tod kein angemessener Reisegrund zu sein. Ich wollte meinen Körper über die Grenze schmuggeln. Aber es wurde mir nicht erlaubt. Stattdessen war ich gezwungen, mich durch meine Worte auszudrücken. Zu schreiben und zu lesen, während du in der Stille deines Elternhauses abtauchtest. Dies ist ein Ruf an dich, wo immer du auch bist, bist du nicht allein in deiner Trauer.

 

Lamentation No.1: A Smuggler’s Guide to Loss sind fragmentarische Aufzeichnungen aus einem Tagebuch, nachdem ich mit einem Freund telefoniert und von dem Suizid seines Vaters erfahren hatte. Ich begann mich damit zu beschäftigen, was es bedeutet, Menschen zu adressieren, die nicht mehr antworten können. Indem wir uns fragen, wie wir die Schwere eines Verlustes für jemand anderen ertragen können, Worte in unsere Körper schmuggeln, zu Schmugglern einer Bindung werden, dabei unsere Häuser Objekten und Körpern öffnen, um um die zu trauern, die nicht mehr sind. In Zeiten der Distanz erscheinen Worte und Objekte als unsere größten Reisenden.

 

Joshua Leon ist Künstler, Schriftsteller und promoviert zurzeit am Royal College of Art in London zu Trauer und Judentum. Von peripheren Positionen ausgehend, bewegt und denkt sich Leon gleichsam durch persönliche und private Gesten, um Subjektivität und Tradition in einer neuartigen Kombination von Stimmen zu reinszenieren. In seinem Schaffen, das Schreiben, poetische Performances, Objekte und Ausstellungen miteinander verwebt, untersucht Leon die Bedingungen, aus denen Prekarität und deren Darstellung hervorgehen. Seine Arbeitsweise zeichnet sich durch ein unermüdliches Sammeln und permanentes Neuordnen aus; es entsteht eine Inventarisierung des Lebens, bei der Bedingungen und Orte als fließend und fortlaufend behandelt werden und Mechanismen der Bedeutungsbildung zur Entfaltung kommen.

 

 

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