Production 4

 

 

13. Juli – 28. August 02

 

 

Vorspann/Abspann, titles, main titles, end titles, title sequence, credits, générique. Den verschiedenen Bezeichnungen für das Feld, das wir vorstellen möchten, entsprechen unterschiedliche Hinsichten auf den Gegenstand. Im Deutschen sagt man ‘Vorspann’ bzw. ‘Abspann’ und betont damit die Positionierung dieser Form im Film, ihre Rahmenfunktion, ihre Parergonalität. Ein Vorspann ist ein eigener Film und nicht. ‘Générique’ verweist dagegen auf denselben Ort wie die Schrift des Vorspanns: den Ort der Entstehung, d.h. der Produktion. Auch das englische ‘credits’ nimmt mit der Unterscheidung von Person und Rolle bzw. Funktion Bezug auf ein Außen des Films. ‘Titles’ bezeichnet zunächst einmal allgemein Schrift im Film – so auch subtitles oder intertitles - und fokussiert damit ein häufig ausgegrenztes Ausdrucksmittel des Films. Die Titelsequenz ist jedoch nicht auf den Einsatz von Schrift zu reduzieren. In der Rekombination von photographischem Bild, Ton, Musik, gesprochener Sprache, dem Einsatz von Opticals bzw. digitaler Bildbearbeitung und Schrift erweist sich der Vorspann als komplexe filmische Form.

Das englische Wort ‘Title’ bedeutet – ebenso wie das deutsche – auch Rechtsanspruch. So war die erste Funktion des Titels eine ökonomische. 1897 fügt Thomas Edison mit Blick auf das amerikanische Eigentumsrecht seinen Filmen eine Tafel mit Titel, Firmennamen und Copyrighthinweis hinzu. Durch das Auftauchen erster illegaler Raubkopien wird die Gestaltung der Firmentitel und Trademarks in den Folgejahren stark verfeinert. Die Ökonomie fördert, erzwingt Ästhetik. 1911 erweitert Edison seinen Vorspann mit einer Tafel, die die Besetzung des Films anzeigt, ein Jahr später wird auch der Drehbuchautor in den Vorspann integriert. Edison erhofft sich davon, berühmte Autoren zur Mitarbeit am Film bewegen zu können und Plagiaten vorzubeugen. Der Vorspann interessiert uns vor diesem Hintergrund als Ort heterogener Funktionen: er dokumentiert die Filmproduktion, führt den Zuschauer in die Diegese ein, steuert die Rezeption des Films. Nicht zuletzt aufgrund seiner reflexiven Verfasstheit, durch das Spannungsverhältnis von Produktion und Fiktion, ist der Vorspann der Ort einer alternativen Konzeption des Filmischen, der narrative Kondensationstechniken mit einer zugespitzten Lektüre des folgenden Films kombiniert.