Rana Hamadeh
The Performative Minute

 

 

5. März 15

 

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Jean Baptiste Marc Bourgery, Claude Bernard, und Nicolas Henri Jacob, Traité complet de l’anatomie de l’homme, 1866-1871 (Illustration zum Aderlassmesser)
Jean Baptiste Marc Bourgery, Claude Bernard, und Nicolas Henri Jacob, Traité complet de l’anatomie de l’homme, 1866-1871 (Illustration zum Aderlassmesser)
 Detail A River in a Sea in a River, Arbeit von Rana Hamadeh, KIOSK, Ghent, 2014, Foto: Tom Callemin
Detail A River in a Sea in a River, Arbeit von Rana Hamadeh, KIOSK, Ghent, 2014, Foto: Tom Callemin
 Detail A River in a Sea in a River, Arbeit von Rana Hamadeh, KIOSK, Ghent, 2014, Foto: Tom Callemin
Detail A River in a Sea in a River, Arbeit von Rana Hamadeh, KIOSK, Ghent, 2014, Foto: Tom Callemin

 

Im Rahmen der Serie The Performative Minute präsentieren die KW den ersten Entwurf einer Live-Version der aktuellen Arbeit Can You Pull in an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue With a Rope? der libanesischen Künstlerin Rana Hamadeh.

Die Performance stellt ein Sound-Skript vor, das eine neue Episode innerhalb von Hamadehs laufendem Projekt Alien Encounters markiert. Es handelt sich um einen Versuch, die Bestandteile und Affekte des schiitischen Aschura-Rituals zu entschlüsseln, umzuordnen und neu zu choreographieren. Dabei dient Hamadeh die politische, militärische und gesetzliche Aktualisierung des theatralen rituellen Ereignisses innerhalb eines libanesischen und syrischen Kontexts als Feld zur Recherche und Kommentierung.

Aschura ist vor allem ein schiitisches Ereignis, an dem sich zehntausende Männer, Frauen und Kinder im Gedenken an den Mord am Imam Al Hussein, einer hochgeschätzten politischen und religiösen Figur schiitischer Muslime und allegorischer Stellvertreter für Unterdrückte, auf der Straße einfinden um die historische Schlacht von Karbala wiederaufzuführen und sie in Erinnerung zu rufen. Hamadeh stellt dieses Phänomen als strukturellen dramaturgischen Rahmen vor, der die gesamte Politik der Region widerspiegelt.

Das Skript geht von der Forderung aus, Gerechtigkeit als Größe zu begreifen, die den Zugang zu den dramatischen Mitteln von Repräsentation ermöglicht – einem Maß, das auch den Zugang zum Theater bestimmt. Indem sie mit verschiedenen Codes und Verweisen arbeitet, wirft Hamadeh die Frage auf, ob es möglich ist, Gerechtigkeit darzustellen; zu proben, mündlich oder schriftlich zu erzählen, mit Requisiten auszustatten, zu beweinen, zu singen, zu choreographieren, in einem Bühnenbild wiederzugeben oder sogar der Gerechtigkeit selbst zuzuschauen.

Die Arbeit markiert den Anfang einer umfassenden theatralen Recherche der Künstlerin, die neue Beziehungen zwischen den Begriffen Gerechtigkeit und Theater herstellt.

Rana Hamadeh ist eine Performerin und Künstlerin aus dem Libanon und lebt in den Niederlanden. Sie interessiert sich für eine kuratorische Herangehensweise innerhalb ihrer künstlerischen Praxis und arbeitet an langfristig angelegten, diskursiven Forschungsprojekten, die als Klammer für eine wachsende Serie von Performances, choreographischen und kartographischen Arbeiten, Bühnenbildern, Installationen und Schreibprojekten fungieren.

WARNUNG: Die Performance enthält laute Elemente und ist daher für Kinder ungeeignet.

The Performative Minute findet an jedem ersten Donnerstag des Monats statt und verfolgt eine aktuelle Entwicklung der Performanceszene. Das Format ist flexibel, und lädt KünstlerInnen ein, einen orts- und zeitspezifischen Abend für die KW zu entwickeln und die Grenzbereiche zeitgenössischer Performance zu erforschen.

Can You Pull in an Actor With a Fishhook or Tie Down His Tongue With a Rope? von Rana Hamadeh wird freundlich unterstützt von der Botschaft des Königreichs der Niederlande.