Richard Serra
Thinking on your Feet
Eröffnung: 5. Juli 2008, 17 - 22 Uhr
In gleich bleibendem Rhythmus versucht eine Hand, herabfallende Bleistücke zu greifen; geschickt und systematisch befreien sich die Finger zweier eng gefesselter Hände vom dicht verknoteten Strick; zunächst rasch und grob, dann bedächtig und minutiös sammeln vier Hände Stahlspäne vom Dielenboden. Die Filme Hand Catching Lead (1968), Hands Tied (1968) und Hands Scraping (1968) zeigen Hände während elementarster Handlungen. Die Einfachheit der Gestik und die ihnen innewohnende Konzentration verdichtet Richard Serra zu einer nüchternen Poetik.
Den bildgebenden Rahmen der Kamera macht der Film Frame (1969) zum Thema und spielt mit den Phänomenen perspektivischer Verkürzung. Serra untersucht in vier Abmessungsoperationen die unterschiedliche Wahrnehmung von Raum, die in der Diskrepanz zwischen Kameraauge und menschlicher Betrachtung liegt. Anschaulich führt er in einer Umkehrung der malerischen Verkürzung die mathematischen Gesetze einer Übertragung von Drei- in Zweidimensionalität vor. „Wahrnehmung hat ihre eigene abstrakte Logik. Das macht es öfter notwendig, verbale oder mathematische Formulierungen (wie hier z.B. das Vermessen) den Dingen anzupassen als umgekehrt." (R. Serra)
Auch in Railroad Turnbridge (1976) thematisiert Richard Serra Perspektive und Bildausschnitt. Alle der Brücke innewohnenden Perspektiven werden von Serra systematisch durchgespielt. Die Dekonstruktion einer einzigen Perspektive hebelt zunächst den Betrachterstandpunkt gänzlich aus, bis sich am Ende alles zu einem Gesamtbild fügt.
Die Ausstellung Richard Serra. Thinking on your Feet rückt erstmals allein das filmische Werk des Künstlers in den Mittelpunkt. Die KW zeigen fünf frühe Filme, die in der Zeit zwischen 1968 und 1976 entstanden sind, und eröffnen somit einen anderen, ungewohnten Zugang zum Werk des 1939 in San Francisco geborenen Künstlers.
Die Ausstellung ist kuratiert von Susanne Pfeffer.