The Imaginary Number
Eröffnung: 04.06.2005, 17 - 21 Uhr
Edgar Arceneaux, Trisha Donnelly, Jimmie Durham, Omer Fast, Rodney Graham, David Maljkovic, Simon Dybbroe Møller, Valérie Mréjen, Klaus Weber
The Imaginary Number / Die imaginäre Zahl ist eine Sammlung von neun Einzelprojekten und neuen Zusammenstellungen von Arbeiten. Sie umfasst Zeichnungen, Installationen, Skulpturen, Video- und Filminstallationen. Obwohl vorrangig keine thematische Ausstellung, verbinden einige Motive die ausgestellten Arbeiten, insbesondere ihre Beschäftigung mit der komplexen Magie des Alltäglichen, der Rolle des Imaginären bei der Gestaltung und Interpretation der Welt.
In der Mathematik ermöglicht die imaginäre Zahl, Gleichungen zu lösen, die im Bereich der "reellen Zahlen" keine Lösung haben: Die Quadratwurzel aus -1 ist definiert als die imaginäre Einheit i. Zunächst als Skurrilität betrachtet, ist das Konzept der imaginären Zahl heute als Instrument in der Mathematik unentbehrlich. Die imaginäre Zahl ist keine Umschreibung eines Antagonismus, keine irrationale Illusion oder ein Trick, vielmehr eröffnet sie grundlegend neue Möglichkeiten, eine vertikale Dimension im Verhältnis zu der horizontalen Dialektik des Positiv / Negativen im System der "reellen" Zahlen.
Als Metapher verstanden, deutet i die Möglichkeit eines Übergangs in die entsprechende "imaginäre" Dimension einer gegebenen Realität an. Der aus dem abstrakten Feld der Mathematik entliehene Titel der Ausstellung erlaubt es dabei, das Reale der Realität und das Irreale des Imaginären zu hinterfragen. Jede der im Folgenden genannten Arbeiten bricht mit den emotionalen und begrifflichen Gewohnheiten, die unsere Vorstellung von Realität limitieren und definieren, und es umgekehrt der Realität erlauben, unsere Imagination zu beherrschen.
Die von Edgar Arceneaux ausgestellten Zeichnungen hinterfragen Strategien der Namensgebung, Identität und historischer Narrative. Das Video Canadian Rain von Trisha Donnelly zeigt die Künstlerin eine Reihe von ungewöhnlichen Gesten ausführend, im Versuch, Regen in einem entlegenen kanadischen Wald hervorzurufen - das Ritual als Demonstration von undenkbaren Möglichkeiten des Geistes und der Willenskraft. In der Halle der KW wird Omer Fasts neue Arbeit Godville gezeigt. Sie besteht wesentlich aus Interviews mit DarstellerInnen von Charakteren aus dem 18. Jahrhundert in "Colonial Williamsburg", einem Museum in Virginia, USA, in dem Geschichte inszeniert wird. Fast hat die Interviews Wort für Wort ausgeschnitten, wieder eingefügt, zusammengestellt und neu gemischt, so dass eine Erzählung entsteht, in der zeitliche Markierungen verschwimmen und die beiden Biografien, die reale und die fiktionale, jeden Sprechers/jeder Sprecherin zu einem neuen Monolog verschmelzen. Im Kellergeschoss zeigt Rodney Grahams Installation Phonokinetoscope den Künstler bei einer Reinszenierung des ersten "Trips" von Dr. Albert Hofmann, dem Entwickler von LSD, im Jahr 1943.
Im ersten Stock zeigt Simon Dybbroe Møller Outside Awareness, eine neue Gruppe von Arbeiten, die, aus wunderlichen architektonischen Interventionen und Skulpturen bestehend, das Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft, Aufbau und Zerstörung auf den Kopf stellen. In Dieu, einem in Israel gedrehten Video von Valérie Mréjen, erzählen acht Personen, die in ultra-orthodoxen jüdischen Familien geboren und aufgewachsen sind, von ihrer Abkehr von der Religion und Hinwendung zum Säkularismus. Im zweiten Stock präsentiert Jimmie Durham seine Skulptur Do you say I am lying? Of course not, we are friends. We never lie to each other. When precision limits us we use words that will lie for us sowie David Maljkovic seine Installation Again for tomorrow 4 (before 3), eine Art von statischer, futuristischer Zeitmaschine. Im Dachgeschoss findet die Ausstellung mit Klaus Webers Installation Sick Fox ihren Abschluß, einem Duett zwischen einem Affenmenschen und einer Horde Grillen, begleitet vom Rhythmus einer Fontäne.
The Imaginary Number / Die imaginäre Zahl, kuratiert von Anselm Franke in Zusammenarbeit mit Hila Peleg, ist die erste Präsentation in einer Reihe von Ausstellungen und Projekten im Programm der KW, die sich mit den sozialen Aspekten der Imagination und den Realitäten von Glaubenssystemen befassen. Neben kleineren Veranstaltungen wird die Reihe im Sommer 2006 mit einem kollaborativen Ausstellungsprojekt der Künstlerinnen Natascha Sadr Haghighian, Judith Hopf und Ines Schaber über Unsichtbarkeit und das Phänomen des Gespenstischen fortgesetzt.
Ein booklet, gestaltet von Manuel Raeder, wird erhältlich sein.
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Vereinigten Staaten, Berlin, Galerie Kamm, Berlin und Cookie
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