Filmscreening: Aktuelle Videokunst aus Brasilien

 

 

11. Juni 06

 

21.30 Uhr
Filmscreening: Aktuelle Videokunst aus Brasilien

Mit brasilianischen Beats von DJ Daniel Haaksman, Man Recordings Berlin.

U. a. Filme von Gabriel Acevedo Velarde, Assume Vivid Astro Focus, Maurizio Dias + Walter Riedweg, Nelson Enohata, Pablo Pijnappel, Kiko Goifman, Tamar Guimares & Nanna Debois Buhl, Marepe, Amanda Melo, Naiah Mendoncas, Alice Miceli, Gisela Motta & Leandro Lima, Eder Santos und Eduardo Srur.
ausgewählt von Tereza Arruda, Ellen Blumenstein, Katharina Fichtner.
in Kooperation mit Instituto Cultural Itau und Instituto Sérgio Motta im Rahmen von Copa da Cultura

Junge brasilianische Videokunst ist in Deutschland bisher kaum bekannt, abgesehen von einigen international ausstellenden KünstlerInnen wie Ernesto Neto, Dias/Riedweg oder Rivane Neuenschwander. Deshalb stellen wir im Hof der KW Institute for Contemporary Art aktuelle brasilianische Video- und Filmarbeiten vor, die die unterschiedlichen Tendenzen im Land widerspiegeln.

Die zeitgenössische Videokunst knüpft an die großen brasilianischen "Heroen" der 60er und 70er Jahre an: Lygia Clark, Lygia Pape und Helio Oiticica. Oiticica gilt heute unter anderen als Begründer der Tropicália-Bewegung, die - nach einer seiner Installationen benannt - die brasilianische Kunst, Politik, Musik und Mode der 60er revolutioniert und neu definiert hat. Viele zeitgenössische KünstlerInnen knüpfen an die Farbigkeit und die floralen, psychedelischen Elemente dieser ästhetischen Tradition an und setzen sie mit aktuellen visuellen Elementen und Themen wie der Gay-und Gender-Culture fort. Auch der Einfluss der Künstlerinnen Lygia Clark und Lygia Pape ist in vielen zeitgenössischen Arbeiten deutlich spürbar: Die ausgeprägte Körperlichkeit und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper sind nicht nur zentrale Elemente der gesamten brasilianischen Kultur (Karneval, Fußball, Copacabana), sondern werden auch heute von vielen KünstlerInnen ins Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit gestellt.
Das utopische Potenzial der 60er und 70er Jahre ist im Unterschied zu Europa und den USA in Brasilien noch in vielen Produktionen lebendig und aktuell. Viele KünstlerInnen setzen sich mit soziokulturellen Fragen und politischen Problemen auseinander. Angesichts der extremen gesellschaftlichen Gegensätze im Land scheint die Kamera dort noch eine Möglichkeit zu bieten, auf die soziale Realität abbildend Einfluss zu nehmen.