11. 11. April 24
12.  
13. Panel-Diskussion 20 Uhr
14. Ort: panke.gallery

In deutscher Sprache
Eintritt frei

Live-Set mit MetaCuts ab 21.30 Uhr

Ort: Panke Club
Eintritt: 10 Euro

Anmeldung via reservation@kw-berlin.de

Panel-Diskussion in der panke.gallery ab 20 Uhr

Mit: Luzius Bernhardt und Liz Haas (UBERMORGEN) und Sakrowski, moderiert von Noemi Garay
 
Seit etwa einem Jahrzehnt sind sich eine Reihe von Journalist*innen, Kunsthistoriker*innen und Wohnmagazinen einig: in Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und Polykrisen, in denen sich viele Menschen ins Idyllische und Private zurückziehen, ist Biedermeier zurück. Online-Phänomene wie der Trad-Wife-Trend sowie die Cottage-, Cabin-, Comfy- oder Cozycore-Ästhetik spiegeln eine ähnliche Sehnsucht weit über deutsche Kontexte hinaus. Die These dieses Panels ist, dass KI-Tools besonders gut geeignet sind, um die visuelle Sprache für konservatives Worldbuilding zu entwickeln und dass – mit dem Aufkommen und der nun allgemeinen Verfügbarkeit von KI-Bilderzeugungstools – diese Trends und die damit einhergehenden Implikationen noch mehr Gewicht haben.
 
Ursprünglich als Bezeichnung für einen bestimmten Einrichtungsstil entstanden, weitete sich Biedermeier allmählich auf die Genremalerei aus und stand schließlich für die bürgerliche Lebensweise und Mentalität vom Wiener Kongress 1814/1815 bis zur Revolution von 1848. Parallel dazu entstand der Begriff „Vormärz“, der die politische Gegenbewegung bezeichnete, die in dieser Umbruchphase für revolutionäre Veränderungen eintrat.
Die Epoche des Biedermeier markiert das Aufkommen einer ausgeprägten Kultur und Kunst des Bürgertums, die sich in verschiedenen Aspekten wie Hausmusik, Inneneinrichtung, Mode und Literatur der Zeit manifestiert. Diese Ausdrucksformen mit ihrem Fokus auf Privatsphäre und Ästhetisierung des häuslichen Lebens wurden oft als „häuslich“ oder „konservativ“ charakterisiert.
 
Die Möglichkeit, durch KI-generierte Bilder ganze Welten zu erschaffen, kann zumindest für gut ausgebildete Prompters ein Gefühl der Kontrolle und Autorität vermitteln, das der Mentalität des (Neo-)Biedermeier entspricht. Diese KI-generierten Bildwelten verwenden eine standardisierte, visuell vertraute Sprache; sie neigen dazu, kommerzielle und standardisierte Ästhetik zu bevorzugen und aufrechtzuerhalten. Die generierten Umgebungen ähneln oft dem Vertrauten und bekräftigen konservative oder sogar faschistische Bilderwelten.
 
In der Panel-Diskussion werden möglichen Folgen einer standardisierten (Online-)Ästhetik und die künstlerischen Strategien befragt, die in einer von KI-generierten Bildern beherrschten Ära eingesetzt werden könnten, um sie zu navigieren.

Noemi Garay ist freie Researcherin und Kuratorin. Sie studierte Kultur und Ästhetik digitaler Medien an der Leuphana-Universität Lüneburg und arbeitet mit einem starken Fokus auf digitaler Kunst und Netzkunst. Seit 2020 koordiniert und kuratiert sie regelmäßig Projekte in der panke.gallery, einem Projektraum für netzbasierte Künste in Berlin und arbeitet als Researcherin mit der Mediengruppe Bitnik zusammen.

Robert Sakrowski ist Magister der Kunstgeschichte und arbeitet freiberuflich als Kurator in Berlin. Von 1999– 2003 kuratierte und organisierte er im Rahmen des Projektes netart-datenbank.org Ausstellungen und Vorträge zur Netzkunst. Von 2007 bis 2009 arbeitete er freiberuflich als Researcher am Netzpioniere 1.0 Forschungsprojekt am Ludwig Boltzmann Institute Media.Art.Research in Linz. Seit 2007 setzt er sich unter dem Namen CuratingYouTube.net intensiv mit den web.video Phänomenen auseinander und stellt mit gridr.org (2012) ein eigens dafür konzipiertes Online-Tool zur Verfügung. 2014/15 arbeitete er für das transmediale festival 2015 capture all als Kurator. Seit Oktober 2016 leitet und kuratiert er die panke.gallery in Berlin-Wedding. Er ist Gründungsmitglied (2019) vom Zentrum für Netzkunst als Pioniernutzer im Haus der Statistik. 2022 eröffnete er mit dem Zentrum für Netzkunst und der panke.gallery den Projektraum /rosa in Berlin Mitte. Mit Jeremy Bailey und Vincent van Uffelen entwickelte er die Web-Plattform openAR (2021) zum Präsentieren und Kuratieren von web-based Augmented Reality Objekten.

UBERMORGEN (* 1995, CH/AT/US) ist ein Künstler*innenduo und eine Synthese aus der autistischen Aktionistin lizvlx (Liz Katlein, sie) & dem pragmatischen Visionär Luzius Bernhard (they). Die Netzkunst-Pioniere, Master Deducers und Media Hackers sind weithin bekannt für ihren online Aktionismus, Haute Couture NFTs & Websites, polarisierende soziale Experimente, radikale Forschung & Empathie, Dark KI, nonbinary Primitivism & Konzeptkunst. CNN nannte sie „Maverick Austrian Business People“ während ihres Vote-Auction-Projekts, mit dem sie das FBI, die CIA und die NSA herausforderten (US-Präsidentschaftswahlen 2000). Eine Reihe von konzeptionellen Hacks (EKMRZ-Trilogie, 2005–08) erschütterte die Grundfesten der dominierenden E-Commerce-Giganten: Google Will Eat Itself, Amazon Noir und The Sound of eBay. The Next Biennial Should be Curated by a Machine (2021) nutzte AI-TikTikPop, um Besucher in 64 verdrehte Paralleluniversen zu katapultieren. Heute kollidieren bei UNINVITED KI-Horrorfilm und Kryptokunst, um zutiefst nostalgische synthetische Organismen zu erschaffen, und The D1cks, handgepixelte 1:1 Haute Couture NFTs enthüllen „L’Origine du pixel“.

Live-Set im Panke Club mit MetaCuts
 ab 21.30 Uhr
Mit: Cybermission (Emotional Waves), Paulawar (Takseer), Flo ((hhy & kampala unit), BassDee (Radio Massive / Hidden Hawaii), BarbNerdy (Support Your Local Ghetto), Clusterduck

Nach der Podiumsdiskussion lädt der Panke Club die Plattform MetaCuts ein, in die klangliche Dimension von D&B, Jungle, Bass und Dub einzutauchen und die Verbindung zwischen digitaler und netzwerkbasierter Kunst, Sound und Poesie zu beleuchten. Bei dieser Ausgabe wird es Live-Sets von Cybermission (Emotional Waves), Paulawar (Takeseer) und Flo ((hhy & kampala unit), sowie Live-Visuals von Clusterduck.