Ulrike Ottinger

 

 

11. Februar – 8. April 01

 

 

Ulrike Ottinger verfährt in ihren filmischen Arbeiten nicht dialogisch. Vielmehr platziert sie gefundene und produzierte Bilder im Zentrum der Arbeiten und schafft daraus das Skript. Ihren Arbeiten geht dabei ein Rechercheprozess voran, bestehend aus Ansammlungen früherer, visueller Ausstellungen, die später als Bildgrundlage für den Film dienen und in gewissem Umfang zu einer wichtigen Komponente des finalen Skripts werden.

 

KW zeigen eine umfangreiche Auswahl von Fotografien vergangener Ausstellungen der Künstlerin. Die ausgewählten Werke entstanden parallel zu verschiedenen fiktionalen wie dokumentarischen Filmprojekten. Ottingers fiktionale Filme und Dokumentationen wiedersetzen sich einfachen Erzählsträngen. Sie sind brillante Mosaike, bestehend aus filmischem Aufbau, Kostümen, Klängen, Requisiten und einer stark individuellen Rollenkonzeption. Frühe Einflüsse trugen dazu bei, dass sich Ottinger eine visuelle Sprache aneignete, die einen individuellen ästhetischen Kosmos entgegen der Kunsttrends des 20. Jahrhunderts eröffnet.

Ihre Arbeiten sind eine Art Expedition in ein unbekanntes visuelles Territorium – eine Welt aus Reflektionen und Metamorphosen, Schönheit und Träumen, Ängsten und Visionen, aber auch des genauen dokumentarischen Sehens. Skulpturale, theatrale und unorthodoxe Bilder die einen hohen Grad an suggestiver Kraft besitzen, werden aus der Montage filmischer Komponente erschaffen, die unabhängig voneinander existieren. Ihren Kompositionen liegt ein Qualitätsempfinden zugrunde, das die Fähigkeit zu unterscheiden perfektioniert und die den Inhalt gegen seine Darstellung auf raffinierte Weise kontrastiert.

In Ottingers teils ethnographischen Filmen und Fotografien entdecken die BetrachterInnen kontinuierlich verschiedene Kulturen und ihre Rituale, ohne sich dabei gegenseitig zu repräsentieren, weder eine andere noch die eigene Kultur. Die Arbeiten spielen eher mit dem “Fremden”; sie behandeln die grundlegende Unfähigkeit sich Erfahrungen anzueignen und verbinden politische, private und soziale Fragestellungen. Die Darstellung von Verlangen, Träumen und Ängsten bildet den Kern von Ottingers Film: Hier werden sie bildnerische Realität. Der szenische Apparat spielt dabei in ihren dokumentarischen Arbeiten (zum Beispiel: China, The Arts, The Everyday) oder ihren fiktionalen Filmen für die Ästhetik, die sie entwickelt eine wichtige Rolle, da sie sich selbst durch den Umgang mit der Zeit und ihren unüblichen, statischen Filmaufnahmen unterscheiden. Hier wird nicht versucht den „Fremden“ hervorzurufen; es gibt keinen Zoom, kein gewaltvolles Annähern und kein Kommentar. Die Stilisierung des alltäglichen Rituals drückt aus, was Ottinger mit ihrer Kamera sucht und im Kontrast zu westlichen Konzepten der Psychoanalyse steht: „Mit der Kamera versuche ich einen sichtbaren Diskurs auf das exotische als eine Standpunktfrage zu führen.“ (Ottinger zu witte, 1986)