Hotel Marienbad 005:
Ann Cotten. Kritik & Cover

 

 

15. Februar – 10. März 09

 

 

Hotel Marienbad 005: Ann Cotten. Kritik & Cover
15. Februar – 10. März 2009

Eröffnung: Sonntag, 15. Februar, 19 Uhr

Das Pony aus der Wand verkörpert die Doppeldeutigkeit der Decke, des Covers: changierend zwischen beruhigend und beunruhigend, wachend, schielend, behütend, befluchend. Ein Abstand, der schwer abzuschätzen ist, zwischen Decke und Individuum. Wie weit? Wie nah? Verlässlich sind dann nur die Muster, die Beziehungen, in denen Abstraktion im Spiel ist. Das Pony haben wir vorgefunden.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Postmoderne nur noch alltäglicher Trümmerhaufen und mit den für Postmoderne gemachten Griffen nicht mehr zu greifen: erschlafft. Eine Drehung der Drehbühne steht an und ist bereits im Begriff: Kritik nimmt den Platz ein, den vorher die Kunst innehatte. Das Vokabular der Kritik, ihre harten Baumstämme nimmt sie direkt vom Anfang des 20. Jahrhunderts wie von unter einem Sumpf die mittlerweile chemisch durch Kompression verwandelten Gewächse, die jetzt erwachsenere Flammen nähren müssen, um Idiome zu wärmen.

Hendrik Jackson wird im unsichtbaren Zimmer ein Büro für Kritik führen, während im Vorderzimmer an Coverversionen von allem gearbeitet wird. Die Liste von dem, was gecovert wird, hängt an der Wand und wird moduliert.

Ann Cotten
Die LyrikerInnen Ann Cotten, Monika Rinck und Christian Filips beehren als fünfte Gäste das Hotel Marienbad. Im verborgenen Zimmer eröffnet Hendrik Jackson sein Büro für Kritik – eigene Texte können zur Kritik mitgebracht werden.

Im Rahmen dieses Hotelzimmers finden Lesungen, Vorträge und Kunst-Präsentationen statt.

Ann Cotten, geboren 1982 in Ames, Iowa, ist in Wien aufgewachsen und lebt seit 2006 in Wien und Berlin. Sie veröffentlichte Fremdwörterbuchsonette (edition suhrkamp, 2007) und Nach der Welt. Listen der Konkreten Poesie und ihre Folgen (Klever Verlag, 2008). Ihr neuestes Projekt ist die Webseite www.glossarattrappen.de, ein Seh- und Leseexperiment. In unregelmäßigen Abständen veranstaltet sie in Berlin die Rotten Kinck Schow mit Monika Rinck und Sabine Scho sowie die wissenschaftlichen Sessions Verschwörung und Verwechslung mit Joachim Wendel.

Monika Rinck, geboren 1969 in Zweibrücken, studierte Religionswissenschaft, Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Bochum, Berlin und Yale. Sie lebt nun als Autorin in Berlin und veröffentlichte Essays, Prosa und Gedichte. Bücher: Begriffsstudio 1996 – 2001 (edition sutstein, 2001), Verzückte Distanzen (zu Klampen, 2004), Ah, das Love-Ding! (kookbooks, 2006), zum fernbleiben der umarmung (kookbooks, 2007). www.begriffsstudio.de

Christian Filips, geboren 1981 in Worms, studierte in Wien und wohnt seit 2002 als Schriftsteller, Übersetzer und Dramaturg in Berlin. In der Sing-Akademie zu Berlin spielt er eine wichtige Rolle. Er veröffentlichte Schluck auf Stein (Elfenbein, 2001) und die Gedichtsammlung Gedankentanker, die zusammen mit einem poetischen Essay 2006 in der Zeitschrift Zwischen den Zeilen veröffentlicht wurde.

Hendrik Jackson, geboren 1971 in Düsseldorf, lebt als Autor, Übersetzer, Herausgeber und Kritiker in Berlin und ist Redakteur seiner Webseite www.lyrikkritik.de. Er veröffentlichte die Bände brausende bulgen. 95 Thesen über die Flußwasser in der menschlichen Seele (edition per procura, 2004), Einflüsterungen von seitlich (Morpheo Verlag, 2001) und übersetzte Marina Zwetajewas Poem vom Ende/Neujahrsbrief (edition per procura, 2003). Zuletzt erschien sein Gedichtband Dunkelströme (kookbooks, 2006).

Das Hotel Marienbad im Vorderhaus der KW Institute for Contemporary Art in Berlin schafft im Gegensatz zum White Cube einen poetischen Raum, in dem unterschiedlichste Ausstellungsformate und Präsentationsformen möglich sind. Das Hotel lässt sich weder als privater noch als öffentlicher Raum eindeutig bestimmen und ist gleichzeitig sowohl funktionaler Ort als auch künstlerische Plattform. Seinen Gästen steht frei, ob sie eine Ausstellung präsentieren oder auch nur einen Abend gestalten. Anstelle einer Bezahlung für Kost und Logis hinterlassen die BewohnerInnen einen künstlerischen Beitrag, der in den Raum eingreift und ihn einem fortwährenden Wandel unterzieht. So legt jeder Gast eine Spur, die ein Fragment des kollektiven Prozesses wird und sich im Wachsen der Zimmernummer dokumentiert.

Gefördert von den Freunden der KW Institute for Contemporary Art

Veranstaltungen

A CUSHION HAS THAT COVER / EIN KISSEN HAT DIES BEZÜGLICH
23.02.2009, 19 Uhr

barbara köhler covert gertrude stein
03.03.2009, 19 Uhr

Petra Coronato. tongue tongue Hongkong
07.03.2009, 19 Uhr

Matthias Klos, Christian Wallner. An der Kante der Unschuld
10.03.2009, 19 Uhr

Kerstin Cmelka. Mikrodramen