Netzwerke als Strukturmodelle für die Kunst – Distributive Praktiken seit 1960

 

27. August 19, 19 Uhr

Ort: KW Studio, Vorderhaus, 1. Stock

In deutscher Sprache

 

Vorträge von Prof. Dr. Julia Gelshorn, Universität Freiburg (CH) und Hanna Magauer, Universität der Künste Berlin

 

<p><em>Réseau art 1982</em>, Cover des Ausstellungskatalogs <em>Art prospect</em>, Paris/Lyon/Straßburg 1982 </p>

Réseau art 1982, Cover des Ausstellungskatalogs Art prospect, Paris/Lyon/Straßburg 1982 

 

Mit dem Aufkommen neuer elektronischer Medien in den 1960er Jahren ging das Raster als Sinnbild der formalen und ideologischen Verfasstheit der Kunst in die fluidere, rhizomatische Struktur des Netzwerks über. Von Künstler*innen unterschiedlich artikuliert – als Konnektivität, Co-Abhängigkeit, Utopie, Reziprozität oder Environment – diente das Konzept des Netzwerks anfänglich als gegenkultureller Impuls und als Bild, um über neue Formen von Agency nachzudenken. Da einige dieser neuen „vernetzten“ Ausdrucksformen vieles von dem vorwegnahmen, was heute allgegenwärtig und normalisiert erscheint (beispielsweise user-generated-content, hash-tagging, Kybernetik, weltweite Vernetzung) stellt sich die Frage, inwiefern die strukturellen Voraussetzungen einer spätkapitalistischen Kunstwelt Vorstellungen des Netzwerks sowie distributiver Praktiken grundlegend verändert haben.

 

Ausgehend von Image Banks Betonung von Interkonnektivität werden die beiden Vorträge eine kurze Entstehungsgeschichte des Netzwerkes in der Kunst skizzieren sowie die Notwendigkeit einer Neubewertung und Umschreibung dieses Begriffs unter heutigen Bedingungen – jenseits von „Networking“ als Akkumulation sozialen Kapitals – diskutieren.

 

Julia Gelshorn ist Professorin für moderne und zeitgenössische Kunst an der Universität Freiburg (CH). In ihren Forschungen interessiert sie sich unter anderem für das Netzwerk als Metapher und strukturelles Modell in der Kunst.

 

Hanna Magauer ist Doktorandin im Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“ an der Universität der Künste Berlin, wo sie zur Zeit eine Promotion zum Thema „Distributed Practices. Strategien postkonzeptueller Kunst in den 1980er Jahren in Frankreich am Beispiel von Philippe Thomas“ verfasst. Sie war Redakteurin bei Texte zur Kunst und arbeitet als freie Kritikerin und Übersetzerin.