Vortrag Peter Friedl:
Mischa Twitchin
Sprechen Sie Löwe?
Addressing imitations of the foreign by the familiar.
23. Februar 22, 19 Uhr
in englischer Sprache
Ort: KW
Anmeldung unter reservation@kw-berlin.de
Gemäß der aktuellen Covid-19 Verordnungen gilt für alle KW-Veranstaltungen die erweiterte 2G+ Regel (geimpft oder genesen sowie geboostert oder getestet). Darüber hinaus bitten wir Sie während des ganzen Events eine FFP-2 Maske zu tragen.
Angeregt durch Peter Friedls Film Report (2016) werde ich in meinem Vortrag ein paar flüchtige Gedanken zum „Weg des Menschseins“ (wie Kafka es in seiner Satire über den Menschenaffen in Ein Bericht für eine Akademie nennt) vorstellen – nicht zuletzt, weil es hier um das Verhältnis zwischen Gefangenschaft und Asyl, Freiheit und Ausdruck, Kunst und Bürgerrechten geht. Vielen Denker*innen, von Äsop bis Wittgenstein, zufolge besagt die Allegorie des sprechenden Tieres, dass ein Mangel an Fremdsprachenkenntnissen nicht darauf beschränkt ist, was andere zu sagen haben, sondern vielmehr ein Modell für einen Mangel an Selbstverständnis darstellt., Friedls Film, der im Rahmen der Documenta 14 produziert wurde, ist meiner Meinung nach ein Beispiel für diese Mimesis des Vertrauten als etwas Fremdes, ein Beispiel für eine Ethik des Sprechens und Verstehens, das nicht nur Aspekte eines europäischen, „politischen Theaters“ freilegt, sondern eine zugrundeliegende Kultur, die der Primatologe Frans de Waal „Anthropodenial“ genannt hat. Im Dialog mit dem Film beleuchtet der Vortrag eine europäische Idee von Alterität – mit dem Paradox eines Mediums, in dem das Herausgelöste etwas sichtbar macht.
Dr. Mischa Twitchin ist Dozent am Fachbereich Theater und Performance an der Goldsmiths University of London und war Postdoc-Stipendiat der British Academy (2014-17). Sein Buch The Theatre of Death—the Uncanny in Mimesis: Tadeusz Kantor, Aby Warburg, and an Iconology of the Actor wurde 2016 von Palgrave Macmillan im Rahmen ihrer Performance Philosophy-Reihe veröffentlicht. Twitchin hat Texte zu mehreren Sammelbänden beigetragen (z. B. zu Foucaults „philosophischem Theater“, Beckett und der Ästhetik der Moderne, Kunstforschungspraktiken und der Möglichkeit des „Scheiterns“ in der Performancekunst) und Artikel für Zeitschriften wie Contemporary Theatre Review und Performance Research verfasst, deren Ausgabe „On Animism“ (Bd. 24, Nr. 6, 2019) er mit herausgegeben hat. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet Twitchin als Lichtdesigner am Theater. Beispiele für seine eigenen Performance- und Essayfilme sind auf Vimeo verfügbar.