School of Casablanca
2020–2023
Die KW Institute for Contemporary Art und die Sharjah Art Foundation haben in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Marokko, ThinkArt und Zamân Books & Curating die School of Casablanca, ein gemeinschaftliches Projekt, das das Erbe der Akademie der Bildenden Künste von Casablanca und ihre innovativen pädagogischen Methoden und Ausstellungsstrategien im Marokko der 1960er Jahre zum Ausgangspunkt nimmt, initiiert. Das kooperative Projekt wurde 2020 ins Leben gerufen und wird bis 2024 fortgesetzt.
Die School of Casablanca beleuchtet einen Schlüsselmoment in der marokkanischen Kunstgeschichte, der Auswirkungen auf die gesamte Region hatte. Nach der marokkanischen Unabhängigkeit im Jahr 1956 entstand ein neues bürgerliches Bewusstsein, das Künstler*innen und Intellektuelle dazu brachte, ihre soziale Funktion und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum zu überdenken. Durch diesen Prozess wurden Künstler*innen zu Produzenten*innen eines sozialen und kulturellen Projekts und der Kunst die Rolle zugewiesen wurde, ein Raum geteilten Wissens und gemeinsamer Erfahrungen zu werden. Die Akademie der Bildenden Künste von Casablanca wurde zu einem wegweisenden Forum für die Entwicklung dieser Ideen und der damit verbundenen Praktiken. Indem sie das Bauhaus-Manifest aufgriff und interpretierte, beschäftigte sich die Schule mit Modellen, die die Beziehung zwischen Kunst, Handwerk, Design und Architektur in einem lokalen Kontext hinterfragten.
Die aktuelle kollaborative Initiative, die dieses Engagement nach dem 100-jährigen Jubiläum des Bauhauses wieder aufnimmt, zielt darauf, das Erbe der Akademie der Bildenden Künste von Casablanca im zeitgenössischen Denken zu fördern, was nicht nur im marokkanischen Kontext von Bedeutung erscheint, sondern auch in Bezug auf die kritische Reflexion der Traditionen westlicher Methodik und Selbstwahrnehmung.
Durch eine Vielzahl von Aktivitäten greift die School of Casablanca die Radikalität der Ideen und Aktionen der Personen, die die ursprüngliche Schule auf ihrem Höhepunkt (1964–1969) geprägt haben, wieder auf und erneuert diese. Dabei stützt sie sich auf den Geist des Experimentierens, des Diskurses, der Selbstorganisation und der Gemeinschaftsbildung, den die anerkannte marokkanische Kulturzeitschrift jener Zeit, Souffles, verkörperte. Die ikonische und avantgardistische Kulturzeitschrift wurde 1966 von Abdellatif Laâbi, Mostafa Nissabouri und Mohammed Khaîr-Eddine gegründet und arbeitete eng mit der Akademie der Bildenden Künste von Casablanca zusammen. Von den Behörden 1972 verboten, galt die Redaktion als wichtige Anlaufstelle für marokkanische und internationale Künstler*innen, Dichter*innen, Maler*innen, Filmemacher*innen, Schauspieler*innen, Intellektuelle und Kulturschaffende.
Die School of Casablanca wird kuratiert von Hoor Al Qasimi, Direktorin, Sharjah Art Foundation; Krist Gruijthuijsen, Direktor, KW Institute for Contemporary Art, Berlin; Salma Lahlou, Kuratorin und Gründerin, ThinkArt, Casablanca; Inka Gressel, Direktorin, ifa-Galerie, Berlin und Alya Sebti, Direktorin, ifa-Galerie, Berlin (in Elternzeit).
Das Projekt umfasst Forschungsaufenthalte, öffentliche Programme, ein digitales Archiv und eine Wanderausstellung mit aktuellen Arbeiten sowie eine Ausstellung historischer Werke der Künstler*innen, die ursprünglich mit der Akademie der Bildenden Künste von Casablanca verbunden waren.
Residencies
Das Residency-Programm lädt sechs Teilnehmer*innen ein, zwischen September 2020 und September 2022 in Casablanca zu forschen und zu arbeiten. Die Residencies bieten einen lokalen Kontext zur experimentellen Praxis und fokussierten Forschung über die Geschichte der Akademie von Casablanca aus einer zeitgenössischen Perspektive und ermöglichen es den Teilnehmer*innen, eine Reihe zentraler Fragestellungen zu erarbeiten: Was wurde von der Kunsthochschule in Bezug auf die Entwicklung innovativer, pädagogischer und künstlerischer Ausstellungspraktiken erreicht? Welche Schlussfolgerungen können aus dem Nachlass der Schule gezogen werden? Wie wird mit diesem Wissen umgegangen und was kann darauf aufbauend bewegt werden? Wie kann das Projekt zur Entwicklung neuer künstlerischer Praktiken und zum Austausch und zur Produktion von Wissen beitragen?
Begleitprogramm
Die School of Casablanca wird Begleitprogramme und öffentliche Aktivitäten für die lokale Community in Casablanca und einen neuen Rahmen zur Auseinandersetzung mit den ursprünglichen Ideen bieten. Angestrebt wird ein Umfeld zum Experimentieren mit neuen Denkweisen über das Archiv, den öffentlichen Raum, Kunst und Design, deren aktuelle, soziale Funktion und die Entwicklung neuer Praktiken und Werkzeuge für Künstler*innen.
Digitales Archiv
Teil des Projekts ist die digitale Archivierung der Akademie der Bildenden Künste von Casablanca (C.A.S.A. – Casablanca Art School Archives), die von Zamân Books & Curating koordiniert wird. Das Archiv bildet die Basis für eine breit angelegte Online-Plattform, die die Sammlung unterschiedlicher Texte und Werkgruppen aus dem Globalen Süden, beginnend mit CASA, umfasst und eine umfangreiche digitale Ressource für Informationen über die Geschichte der Moderne und Avantgarde aus dem Globalen Süden darstellt. Die Plattform wird über die erforderlichen Zugangsdaten weltweit verfügbar sein.
Kurator*innen
Krist Gruijthuijsen, Direktor der KW Institute for Contemporary Art, Berlin
Hoor Al Qasimi, Direktorin der Sharjah Art Foundation
Salma Lahlou, Freie Kuratorin und Gründerin von ThinkArt, Casablanca
Inka Gressel, Leiterin der ifa-Galerie Berlin
Alya Sebti, Leiterin der ifa-Galerie Berlin (in Elternzeit)
Teilnehmer*innen
Céline Condorelli
Fatima-Zahra Lakrissa
Marion von Osten
Manuel Raeder
Bik Van der Pol
Abdeslam Ziou Ziou