The Erotics of Infrastructure:
Poetics as Self Defence

 
  1. 8. November 19, 20 Uhr

Ort: KW Studio, Vorderhaus, 1. Stock

In englischer Sprache

 

Öffentliche Lesung mit Heike Geißler als 5. Teil von Rachal Bradleys Programmreihe The Erotics of Infrastructure, die vom 29. Oktober – 8. November 19 in den KW stattfindet.

 

<p>Courtesy Rachal Bradley</p>

Courtesy Rachal Bradley

 

Ich liege auf den Hamburger Gittern aller Demonstrationen, ich liege als Gegenwart, als Bürde, als Fabrikat. Ich liege als Resultat der Demonstrationen und der enttäuschten Hoffnung auf Inszenierungen, wo Wirklichkeit herrscht. Ich sehe die Wirklichkeit als Aufführung, die ich absagen möchte.

– In: Heike Geißler, Memento mori – Mein erster Film, 2019

 

Heike Geißlers Buch Saisonarbeit (2014) war in den letzten Jahren eine der meist diskutierten literarischen Auseinandersetzungen mit Temporärarbeit unter Bedingungen eines post-kapitalistischen Arbeitsmarkts und ist 2018 auf Englisch bei Semiotext(e) erschienen. Im Rahmen der Programmreihe The Erotics of Infrastructure liest Geißler aus einem 2019 erschienenen, neuen Text, der aus verschiedensten Perspektiven ein Innehalten innerhalb gegenwärtiger Erschöpfungszustände beschreibt, ausgelöst durch #MeToo, Klimaproteste, ökonomische Armut, Fake News oder prekäre Arbeitsbedingungen. Geißlers Vorschlag für ein fiktives Drehbuch geht von Momenten des „sich Hinlegens“ aus, in denen die Frage nach unserer Empathie vis-à-vis von alltäglichen Szenen und unterschiedlichen Lebensbedingungen gestellt wird, wie auch nach den Strategien, die gegenwärtig Widerstand leisten mögen gegen die Ökonomisierung von Erfahrung.

 

Heike Geißler (*1977) lebt und arbeitet als Autorin und Dozentin in Leipzig. Veröffentlichungen sind u.a. Rosa (2002), Nichts, was tragisch wäre (2007), Saisonarbeit (2014), Fragen für alle (2016), mani bucate money fest (2017). Sie ist Mitherausgeberin der Heftreihe Lücken kann man lesen und Teil des Performancekollektivs George Bele. 2016 war sie Stipendiatin in der Villa Massimo.

 

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The Erotics of Infrastructure ist eine von der Künstlerin Rachal Bradley (*1979 in Blackpool, GB) gestaltete Programmreihe mit Workshops, Lesungen und Vorträgen, die vorschlägt, den Begriff der Infrastruktur – innerhalb der Kunst insbesondere, aber auch anderswo – unter dem Gesichtspunkt einer „Erotik“ im Sinne Audre Lordes zu diskutieren und dafür eine Diskussionsbasis erarbeitet. Wenn man Infrastruktur als oft ungreifbare Mitproduzentin von Konditionierungs- und Regelungsprozessen versteht, so wollen die einzelnen Formate ausloten, wo und wie sich das Erotische als Handlungsansatz anbietet, um innerhalb solcher Prozesse Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten und wiederzuerlangen. 

 

“The principal horror of any system which defines the good in terms of profit rather than in terms of human need, or which defines human need to the exclusion of the psychic and emotional components of that need – the principal horror of such a system is that it robs our work of its erotic value and life appeal and fulfilment.“ 

– In: Audre Lorde, Uses of the Erotic: The Erotic as Power, Kore Press, 2012

 

Der diskursive Körper, der sich im Laufe der fünf Veranstaltungen entwickelt, stellt die Frage, inwiefern Lustbesetztes, diskursiv Belastetes oder allgegenwärtig Zirkulierendes unser Verständnis von Infrastruktur repositionieren kann; von einem neutralen zu einem verhandelbaren Rahmen, der unsere Wahrnehmung und unser Verhalten grundlegend konditioniert. Die Programmreihe schlägt vor, Infrastruktur in wechselseitiger Abhängigkeit mit den Menschen und den Dingen zu verstehen, die sie bewohnen. The Erotics of Infrastructure ist die Berlin-spezifische Weiterentwicklung eines fortlaufenden Projekts, das 2017 bei Gasworks in London begann.

 

The Erotics of Infrastructure wird von Kathrin Bentele kuratiert und ist Teil der Ausstellung The Making of Husbands: Christina Ramberg in Dialogue.